«6 vor 9» bei Twitter?

Nur eine spontane Idee, die mir gerade kam, als Ronnie Grob bei Twitter meldete, dass die Meldungen im heutigen «6 vor 9» wie ein Desaster für die etablierten Medien wirken müssen – aber keinen Link mitschickte (es war auch erst um viertel vor, da war es noch nicht live).

Man könnte natürlich die sechs Links jeden Tag automatisiert twittern. Habe das heute mal schnell von Hand gemacht, siehe hier: twitter.com/6vor9.

Klar, die meisten Leser brauchen das nicht, weil sie «6 vor 9» mit dem medienlese-Feed empfangen, und dem Traffic von medienlese.com bringt es auch gar nichts. Aber wir sind ja extrem serviceorientiert und altruistisch.

Ich (als Leser, nicht als Herausgeber) würde es abonnieren. 6 Tweets finde ich auch erträglich; einen Newsletter mit 20 Einzelmeldungen (wie den von turi2) könnte man nicht so verbreiten.

Meinungen? Vorbestellungen?

(Übrigens ist heute die 425. Ausgabe von «6 vor 9» live gegangen, an jedem Werktag (ausser Samstag) seit August 2006. Zur 300. Ausgabe hat Peter Sennhauser etwas darüber geschrieben: Von Blogwerkern und Mistkratzern)

«Kennen wir uns nicht? Ach ja, von Dir war doch dieser Artikel?»

In der Schlange vor den Türen der re:publica wurde ich unfreiwillig Zeuge einer dieser Begegnungen, von denen ich auch schon viele hatte – man hat sich in Artikeln oder Posts gegenseitig ordentlich auf die Mütze gegeben, und nun trifft man sich plötzlich persönlich. Jetzt konnte ich mal zuhören, wie andere das handhaben.

Es traf: Thomas Thiel, Autor des FAZ-Artikels «Fröhliches Scheitern und Machen», in dem er mit dem 9-to-5-Event der ZIA abrechnet, auf Holm Friebe, der unter dem Titel «Wieso? Weshalb? Warum?» geantwortet hatte.

Ich war damals nicht dabei. Ich kannte vorher weder den FAZ-Artikel noch Holms Post. (Habe jetzt beide nachgelesen. Natürlich bin ich parteiisch, weil ich Holm kenne und schätze, aber der Absätze über Holm und seine Sonnenbrille ist wirklich selten dämlich und auch überhaupt nicht zielführend.) Der Inhalt des Gesprächs ist natürlich auch eigentlich mehr oder weniger privat.

Aber das Ende, zumindest das Ende, das ich gehört habe, weil ich danach drin war, war schon sehr bezeichnend: Thomas Thiel, etwa gleich alt wie Holm (Anfang 30), sagte: «Hättest ja auch mal anrufen können. Oder einen Leserbrief schreiben.» (Tenor: «… bevor Du so etwas Gemeines zurückschreibst.») Darauf Holm: «Ich werde in meinem Leben keinen Leserbrief schreiben.»

Er hat wirklich Le-ser-brief gesagt. Unglaublich. Aber so sind sie (manche von ihnen) halt. Selbst «stehen sie an einer riesigen Kanone» (Stefan Aust) und überhaupt haben keine Hemmungen, auch gezielt zu feuern, aber wenn man dann im gleichen Stil zurückschreibt – was etwa 2000 Leute lesen, den Artikel vorher dagegen 200’000 – dann sind sie beleidigt und hätten lieber einen Leserbrief gehabt, den sie dann gar nicht berücksichtigen oder aus dem sie einen Satz hätten zitieren können. Und das ist, wie soeben wieder gesehen, eben keine Generationenfrage.

Ich hab mal einen Leserbrief geschrieben – Mist! – aber ich würde es auch nie wieder machen.

YouTube-Promo für die Orbit-iEX-Conference

Wow. Wartet ein paar Jahre, und Ihr werdet erhört werden.

Habe der Orbit-iEX-Conference, an der zu sprechen ich seit etwa sechs Jahren die wiederholte Ehre habe, in den letzten drei Jahren jedes Jahr mindestens dreimal gesagt: Macht doch mal ein nur etwas innovativeres Marketing als vor zehn Jahren. Ich hab ja nichts gegen Tramwerbung, gegen Plakatwerbung, gegen Zeitungswerbung und natürlich gegen Bannerwerbung – aber wenn nicht Eure Zielgruppe auch auf anderen Online-Kanälen erreichbar ist, wer dann.

Heute nun habe ich das wieder ganz nebenbei vorgetragen (der Ansprechpartner wechselt fast jährlich, daher ist es weniger penetrant als es vielleicht klingt), und wieder gesagt: Macht doch für die Konferenz eine HTML-Seite pro Referat (und nicht nur eine Tabelle) und sagt den Referenten, sie können ein paar Folien mit Slideshare oder ein kleines YouTube-Video einbinden (lassen). Also: Referent macht YouTube-Video, und (der Veranstalter) Compress embedded.

Habe mich aus dem Fenster gelehnt und gesagt: Jürg Stuker, Daniel Niklaus, Gerrit Taaks, Thomas Lang, Simon Künzler (einfach in der Reihenfolge der Liste die ersten, die ich kenne) – die machen doch sicher alle mit.

Und siehe da: Compress probiert es! Wow. Breiter Durchbruch an der Web-2.0.-Front. Nun bin ich nur noch gespannt, wer ausser den oben von mir „gesetzten“ alles noch mitmacht.

PS. Merke gerade, man müsste sich noch einen gemeinsamen Tag überlegen. orbit-iex-conference-2008? Die Website hat ja die sinnige URL www.orbit-iex-seminare.ch und schreibt dann selbst „Orbit-iEX Konferenz“. Das muss natürlich einheitlich werden, soviel Ordnung muss selbst im Web 2.0 sein.

heute: «Journalisten vs. Blogger: Neue Runde»

Mein medienlese-Post Fluch des Blogreflexes? von heute morgen im heute von heute auf Seite 11. (Sprachlich wird’s dann schon einfacher, wenn es bald Blick am Abend heisst.)

heute - Journalisten vs. Blogger

Schnell ist er ja, der Bö. Nur «ellenlang» natürlich falsch. Richtig wäre gewesen: «aufwändig», «differenziert», «ausgewogen argumentierend», «mit Liebe gemacht» etc.

«Besessen, getrieben und nie zufrieden»

Via turi2 von gestern (wie immer kein Permalink, erst 10 m runterscrollen):

«Wenn man die ganze Heuchelei über die Revolution des neuen Mediums Internet einmal abzieht, regiert die Blogger letztlich alle der Wunsch nach Einfluss und finanziellem Erfolg. Das zieht eine bestimmte Sorte Mensch an – besessen, getrieben und nie zufrieden.»

Andrew Keen, Journalist und Web-Unternehmer, spricht ein großes Wort gelassen aus.
„Brand eins“

«… und damit ganz und gar anders als der „normale“ Journalist», möchte man noch ergänzen.

NZZ-Kommentardiktaturkultur
Wieso darf Lucky Luke jetzt doch?

Im November schrieb ich nach einer Veranstaltung über den «Kommentar-Elitarismus bei NZZ Online». Urs Holderegger erzählte damals von ihren strengen Regeln: Wer nichts Gescheites zu sagen hat oder seinen richtigen Namen nicht angibt, dessen Kommentar wird mitleidslos gelöscht. Seitdem wundere ich mich nicht weiter, wenn ich bei NZZ Online kaum Artikel mit Kommentaren sehe (natürlich, Ausnahmen bestätigen die Regel, aber wir reden hier von einer Site mit 7 Millionen Visits im Monat).

Umso mehr wunderte ich mich eben, als ich unter dem Artikel zum Rücktritt des Kommandanten der Schweizergarde die folgenden drei Kommentare fand (immer von unten nach oben, was nervig ist, denn wenn sich Diskussionen entwickeln, muss man erst ganz runterscrollen):

NZZ-Kommentardiktaturkultur
Wieso darf Lucky Luke jetzt doch?“
weiterlesen

«Schweiz schlägt Deutschland an der EM»
Yeah, right, UBS.

Heute in 20min: Tschechien wird Europameister. Und die Schweiz schlägt Deutschland im Viertelfinale. Das hat alles die UBS (die «Marktanalysten des UBS Wealth Management Research Teams»; diese Leute rechnen sonst Sachen aus wie diese: dass «die Währungen der Welt derzeit in einem groben Missverhältnis zueinander stehen».) streng mathematisch irgendwie ermittelt.

Einziger Beleg für die Methode: Damals, vor der WM, hatte man auch Italien als späteren Weltmeister vorhergesagt. (Von dieser Geschichte habe ich allerdings 2006 niemals etwas gehört oder gelesen, nicht vor, nicht während, nicht nach der WM).

Hm. Von einer Bank, die auch nach monatelangem Rumrechnen immer noch nicht genau sagen kann, ob sie ihr Engagement im amerikanischen Immobilienmarkt aus der Portokasse zahlen kann oder daran zugrunde geht, lasse ich mir gar nichts prophezeien.

Natürlich, UBS, versuchen kann man es, mal wieder ein bisschen andere PR zu machen, aber ich mach mir mal mir mal einen Kalendereintrag für den Tag nach dem Endspiel, und dann kommen wir darauf zurück.

Ich würde mich ja für die Schweizer freuen, wenn sie die Gruppenspiele überstehen, aber wenn sie auf Deutschland treffen, na ja, da muss man schon seehr durch die rotweisse Brille blicken…

OK, vielleicht, wenn es ein Elfmeterschiessen gibt. Hahaa!