Archivspezialist JotSpot??

Wer registrierter User bei JotSpot ist, erfuhr es zur Abwechslung mal nicht aus Blogs, sondern per E-Mail, die mich gestern Abend um 19.50 Uhr MEZ erreichte:

JotSpot is now part of Google

Logos Jotspot Google

We’re writing to let you know that Google has acquired JotSpot. We believe this is great news for our users. More importantly, we want to reassure you that you’ll continue to have uninterrupted access to your account.

(vier Absätze gelöscht, pho)

Answers to more frequently asked questions are available at http://www.jot.com. If you have any other questions, please email support@jot.com.

In closing, we wanted to offer our sincere gratitude to you ? our customers ? for believing in us and helping us achieve success. We look forward to continuing that relationship at Google.

Best wishes,
The JotSpot Team

17 Stunden später hat die Nachricht den Weg via AFP zu Spiegel Online gefunden: Google kauft Archivspezialist JotSpot.

Archivspezialist? Wie? „Archivspezialisten“ gibt es schon, als solche könnte man zum Beispiel Firmen bezeichnen, die Software herstellen, mit denen man grosse Datenmengen archivieren kann, wichtig in Zeiten von Compliance und so. Nur hat JotSpot damit rein gar nichts zu tun.

Der erste Absatz der Meldung lautet:

Google teilte auf seiner Website mit, dass es die US-Softwarefirma JotSpot aufgekauft hat. Details des neuen Deals wie etwa der Kaufpreis wurden allerdings zunächst nicht bekannt gegeben. Die seit 2004 existierende Firma JotSpot mit ihren 27 Beschäftigten hat sich auf so genannte Wikis spezialisiert. Diese Programme ermöglichen es Internetnutzern, über Websites gemeinsam Kalender, Statistiken, Fotogallerien und Archive zu verwalten und zu bearbeiten.

Das ist zwar nicht ganz falsch, aber es kommt trotzdem glasklar raus, dass der Autor noch nie ein Wiki von nahem gesehen hat, sonst würde er die Aufzählung kaum mit „Kalender“ und „Statistiken“ beginnen, und auch keine Lust hatte, sich vor dem Runterhacken des Artikels besser zu informieren. Die Lektüre des Wiki-Artikels bei Wikipedia (dort müssen sie es ja wissen) hätte schon geholfen. Aber dass Journalisten nicht googeln, weiss man ja von Stefan Niggemeier. (Zugegeben, der Autor konnte nicht mehr schnell ein Wiki bei JotSpot eröffnen, denn von Google gekaufte Firmen machen immer direkt mit der Mitteilung die Registration dicht, das war bei Writely auch schon so. Vermutlich würde die Publicity gleich nochmal 100’000 Accounts bringen, und die will man nicht mehr.)

Und dass man jetzt auch schon bei AFP nicht mehr weiss, dass man gallery mit zwei l schreibt, Galerie aber mit einem, das ist schon ein bisschen traurig, wenn man es auf Bastian Sicks Homesite liest.