In einer Stunde auf 2492 Adressen

Manche Sachen schiebt man ewig vor sich her – und macht sie dann ganz plötzlich, aus einer Laune heraus, gern prokrastinierenderweise, und sei es nur, um das Schlafengehen ein wenig herauszuschieben, weil es einem zu langweilig vorkommt. So ging es mir eben mit meinen Adressen. Weil beim Länderspiel Schweiz-Deutschland die ganz grosse Spannung fehlte, habe ich nebenbei ein wenig rumgefummelt.

Die Qualität meiner privaten Adressen, das ist eine Erfahrung über die Jahre, unterliegt einem komischen Auf und Ab. Eigentlich sollte ich sie seit 1995 im Griff haben, seit mit dem ersten «Pilot» (später Palm) zum ersten Mal eine einfache Synchronisierung PC-PDA möglich war. Und doch ist mir die Adressgeschichte immer mal wieder entglitten. Oft lag es am Handy. Wo die Synchronisation simpel war, lief es besser, wenn sie mühsam war oder ich das Handy zu oft wechselte, lief ich manchmal wieder Adressen ohne rum, oder mit zwei Stämmen, die sich auseinander bewegten, und so weiter.

Seinen letzten Stand der Adressen dabei zu haben, habe ich herausgefunden, ist nicht so kritisch wie der aktuelle Kalender. Allerdings sicher durchaus produktivitätshemmend: Wenn man jemanden von unterwegs nicht anrufen kann, ist das oft nervig, aber man überlebt’s – vor allem ist es nicht peinlich. Wenn man dagegen Termine doppelt vergibt, ist das schnell eine Katastrophe. Daher war der Kalender immer erste Priorität. Wenn die Kontakte mitkamen, prima, wenn nicht, na ja, auf später verschoben.

So hatte ich also in den letzten beiden Jahren (seit Beginn Blogwerk, das stark auf Web-Apps aller Art setzt) Adressen an den folgenden Orten gesammelt:

– rund 300 im Handy, früher täglich akkurat gesynct mit meinem Zeix-Lotus-Notes-Adressbuch; seit dem Wechsel auf Mac nur noch gelegentlich mit ZYB.com als Backup
– gut 1500 in Gmail, nur Name und Mailadresse
– 530 in Highrise von 37signals, das Blogwerk als Adress-Datenbank und CRM benutzt
– 566 Kontakte in XING
– einige wenige im iPod touch, mit denen ich von dort aus gemailt hatte (mache ich nur zuhaus auf dem Sofa)

Abgeglichen waren die natürlich alle nicht. Nervig daran war zum Beispiel, dass ich, wenn ich vom iPod mit dem eingebauten Mailclient mailte, die Mail-Adressen nicht zur Hand hatte (und es auch keine Volltextsuche gibt; dazu muss man via Browser zu Gmail wechseln).

Wie gesagt, ich habe mich immer vor der Sisyphusarbeit gefürchtet, aber vorhin habe ich gedacht, was soll’s, jetzt synchronisiere ich mal, was geht, und dann schaue ich mal, wie übel es danach aussieht.

Die Reihenfolge war wie folgt:
1. Den Client von Plaxo runtergeladen und damit Mac-Adressbuch und Gmail gesynct.
2. Auf iPod touch gesynct (nur aus Spass und zum Gucken, wieviel Platz es wegnimmt – Mac-Adressbuch und iPod sind ja praktisch ein und dasselbe und daher problemlos.)
3. Aus Highrise zunächst mal alle Blogwerk-Mitarbeiter exportiert und ins Mac-Adressbuch importiert.
4. Aus XING alle Kontakte exportiert und ins Mac-Adressbuch importiert.
5. Mein Handy mit ZYB.com gesynct, dann bei ZYB meine Kontakte exportiert und ins Mac-Adressbuch importiert.

Man beachte den entscheidenden Unterschied zwischen Sync und Import/Export. Das eine kann man immer wieder machen (am besten stündlich und automatisch), das andere ist beim ersten Mal hoffentlich problemlos, aber ab dem zweiten Mal muss man es mindestens von Hand machen, vielleicht ist es aber auch ganz schrecklich kompliziert, erzeugt Duplikate etc.

Nun habe ich 2492 Kontakte in meinem Mac-Adressbuch und habe noch keinen Überblick, wieviel davon Dubletten sind (das Mac-Adressbuch hat bei jedem Adressimport Dubletten erkannt, aber es kann sie natürlich nur erkennen, wenn einige der Daten identisch sind) und wieviel Aufwand es ist, sie zu pflegen. Ich bin aber trotzdem, obwohl ich die eigentlich Fleissarbeit noch vor mir habe, schon mal ganz happy, dass ich die Daten überhaupt jetzt gepoolt habe. Dubletten sind nervig, aber lieber zweimal die Telefonnummer von jemandem dabei haben als keinmal.

Insgesamt bin ich erstmal positiv überrascht. Ich halte Euch auf dem Laufenden, ob und wie es weitergeht.

(Ehrlich gesagt, das hier ist eigentlich nur eine Art Protokollpost für mich. Wenn das ganze läuft, schreib ich mal was ganz Tolles für imgriff.com.)

4 Gedanken zu „In einer Stunde auf 2492 Adressen“

  1. Hoi Peter

    Was für ein Zufall. Ich sitze an der gleichen Arbeit! Ich finde sie tierisch frustrierend, insbesondere wegen der vielen Dupletten. Und der De-Dupler von Plaxo ist so la la, insbesondere aus Sicht der Usability. Es gibt z.B. keine Möglichkeit seine bisherige Arbeit zwischen zu speichern.

    Dir viel Erfolg (Spass) bei der Arbeit!

    Patrick

  2. An dem Guru würde ich mich auch beteiligen, ich habe nämlich über die verschneiten Ostertage dasselbe versucht (in der Variante G-Mail, Outlook und Mac-Adressbuch). Jetzt suche ich mir aber zuerst Plaxo, bevor ich orange Hemden bestelle…

  3. Das wäre doch vielleicht gleich ein Businessmodell.

    Sagen wir man, die Anzahl aller Adressen vor der Konsolidierung zusammen wäre X und die der „echten“, übrig bleibenden Adressen Y. Was wäre denn dann unsere Zahlungsbereitschaft?

    X * 0.01 + Y * 0.30. Zu teuer? Die eigenen Adressen für 30 Rappen zurückkaufen.

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