Schwerarbeiter Ueli Maurer

Spannender Artikel über Ueli Maurer heute in der NZZ am Sonntag: «Der Erfolg der SVP ist auch darauf zurückzuführen, dass während zwölf Jahren eine Person an ihrer Spitze stand, die ein Pensum bewältigte wie kein anderer Parteipräsident.»

Spannender Artikel heute in der NZZ am Sonntag, leider nicht online (EDIT: Hier hat ihn jemand als Bild hochgeladen):

Im Zürcher Parteisekretariat traf er morgens zwischen fünf und sechs Uhr ein. Bis zu fünfmal pro Woche war er abends unterwegs für die Partei. Um 23 Uhr war er manchmal wieder im Sekretariat, wo er noch ein Positionspapier schrieb. Der Erfolg der SVP ist auch darauf zurückzuführen, dass während zwölf Jahren eine Person an ihrer Spitze stand, die ein Pensum bewältigte wie kein anderer Parteipräsident.

Ich mag ja Vielschaffer. Hut ab vor so einem Pensum über zehn Jahre.

Auch noch spannende Passage, vor allem der letzte Satz:

Maurer vertiefte sich in die politischen Dossiers und reiste unermüdlich durchs Land. Sein Ziel war es, aus der nur in wenigen Deutschschweizer Kantonen verankerten SVP eine nationale Partei zu machen. Er gründete 12 Kantonalparteien und 600 SVP-Sektionen. Dies war auch ein Mittel, um den Richtungsstreit zwischen dem gemässigten Berner Flügel und der rigiden Zürcher SVP zu entscheiden. Maurer achtete darauf, dass in den neuen Kantonalparteien die wichtigen Ämter von Personen besetzt wurden, die den Zürcher Kurs vertraten. Die Berner SVP stand so bald auf verlorenem Posten.

Der Parteipräsident sorgte ausserdem dafür, dass das Personal Schulungskurse besuchte. Dort erlernten sie das SVP-Vokabular und die wenigen Kernbotschaften, die es immer und immer wieder zu wiederholen gilt. «Erst wenn den politisch interessierten Bürgern die Anliegen der SVP zu den Ohren raushängen, bleibt davon beim Volk von der Strasse vielleicht etwas haften», heisst es in diesen Kursen.

Das mit dem «zu den Ohren raushängen» kann ich nachvollziehen. Ist ja in unserem Bereich nicht anders: Man schämt sich fast schon, «Blogs» und «Web 2.0» und sowas noch zu sagen, dabei gibt es Hunderttausende, selbst in zugewandten Kreisen, die alles noch nie gehört haben.

Vielleicht habe ich Maurer (nicht zuletzt wegen Victor Giaccobos Parodie «Ich ruf mal schnell den Christoph an»?) doch etwas unterschätzt.

2 Gedanken zu „Schwerarbeiter Ueli Maurer“

  1. Ueli Maurer ist vermutlich der unterschätzteste Politiker der Schweiz (nach Blocher vielleicht, aber der kriegt ja Aufmerksamkeit, auch wenn er gar nichts macht). Unterschätzt wurde er vor allem von den Journalisten – ich kann mich an keinen anderen Politiker erinnern, der mehr verlacht wurde. Die Comedy mit Giacobbo kam erst danach. Vielleicht hat ihn aber auch erst das zu dem gemacht, was er heute ist.

    Unbedingt wiederlesen dazu: Margrit Sprecher. Die kam schon 2003 zum gleichen Schluss, der Text hat den schönen Titel „Solange ich Neger sage, bleibt die Kamera bei mir„. Schönstes Zitat von Ueli Maurer: „Seit zwanzig Jahren hocke ich am Sonntag auf dem Boden und spiele mit Holzkühen.“

  2. Was würde aber dann wieder einen sehr zwiespältigen Eindruck über die Medien hinterlassen – was ist an einem „Kuhspieler“ denn so interessant?

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