Aus einem Artikel bei inside-it:
«CIOs sind bereits in vielen Grossunternehmen Mitglieder der Geschäftsleitung. Nun folgt auch die Schweizerische Bundesbahn diesem Trend und trägt der zunehmenden Bedeutung der Informatik Rechnung. Ab dem 1. Januar wird die jeweilige Leiterin oder der Leiter des Informatikbereichs – gegenwärtig wäre das Peter Kummer – Mitglied der Konzernleitung.»
(via @c36daily)
Abgesehen von der dümmlichen Überschrift «SBB adelt Informatik» – ausgerechnet bei einer IT-News-Site – ist das Problem, dass der «Leiter IT» in vielen Unternehmen etwas ganz anderes macht als ein «Chief Information Officer» machen sollte.
Der «Leiter IT» hiess früher «Leiter EDV», und viele sind auch schon so lange im Amt, dass sie jetzt schon den dritten Titel haben, aber immer noch das gleiche machen: Sie sorgen dafür, dass die Server stabil laufen, dass die Total Cost of Ownership im Rahmen bleibt (bzw. nach Möglichkeit laufend gesenkt wird) und dass die User nicht mehr über den schlechten Support meckern als überall anders auch. Ein CIO sollte das aber allenfalls nebenbei machen.
Das habe ich an der HSG im Studiengang «Informationsmanagement» bei Hubert Österle gelernt: «Informationsmanagement ist das Management der Ressource Information im Unternehmen». Damals habe ich gar nicht so recht gewusst, was das ist – heute schon.
Es gibt ganz offenbar Unternehmen, bei denen die Kern-IT passabel läuft, die Ressource Information aber eher stiefmütterlich gemanagt wird, und vor allem auch sehr wenig Awareness beim Management vorhanden ist, dass es hier grosse Potenziale gäbe. Der CIO muss auch oberster technologischer Trendscout sein und laufend neue Möglichkeiten von technischer Infrastruktur (zur Zeit in aller Munde: alles mit «Cloud»), Kollaboration (zur Zeit alles mit «Social») und ähnliches evaluieren und auch zügig einzuführen oder zumindest zu testen bereit sein. Das sind Ziele, die den oben genannten teilweise konträr entgegen stehen.
Insofern ist die Nachricht, dass die SBB den obersten Informatiker in die Geschäftsleitung hebt (wieso eigentlich erst per 1. Januar?), noch nicht wirklich aussagekräftig. Wichtig wäre zu wissen, wie die Person ihre Rolle interpretiert.
(Ich habe keine Ahnung, wie das bei der SBB läuft. In vielen Bereichen wie der Website, den Apps, den elektronischen Tickets etc. sind sie ja sehr innovativ, aber das läuft, wenn ich recht informiert bin, nicht bei der IT, sondern bei Patrick Comboeuf, und der ist beim Personenverkehr. Hoffen wir, dass dem nicht in Zukunft das neue Organigramm in die Quere kommt.)
Das kommt mir schmerzhaft bekannt vor. Der „Leiter IT“ als oberste Kontrollinstanz und Blocker von Innovation (alles mit Cloud). Die Bedürfnisbefriedigung nach moderner Informationsarchitektur findet dann aber trotzdem statt, nur eben am Leiter IT vorbei (Teamwikis, Skypechannels, andere eigene Tools).
„Es gibt ganz offenbar Unternehmen, bei denen die Kern-IT passabel läuft, die Ressource Information aber eher stiefmütterlich gemanagt wird […]“
Welch wahrer Satz!