Frage: «Wann werden Elektroautos alltäglich sein?»

Autor der englischen Original-Antwort: Jeffrey Blaisdell («über 100.000 Meilen in verschiedenen Elektroautos gefahren»). Beantwortet am 21. März 2019.

Ende 2017 machten Elektrofahrzeuge kaum mehr als 1% der verkauften Neuwagen aus und wurden von den meisten Menschen als eine interessante, aber noch nicht in der Praxis bestätigte Idee angesehen, sondern vielmehr als das Spielzeug für Reiche oder Idealisten, als das man sie seit der Einführung des winzigen Tesla Roadsters im Jahr 2008 zum Preis von über 100’000 Dollar wahrgenommen hatte.

Ende 2018 machten Elektrofahrzeuge nur 2% der verkauften Neuwagen aus und wurden von den meisten Menschen als interessantes, aber immer noch weit entferntes Phänomen angesehen, noch nicht bereit für den breiten Einsatz.

Ende 2019 werden Elektrofahrzeuge auf Basis der aktuellen Wachstumsraten und Prognosen 3,6% der verkauften Neuwagen ausmachen (der Artikel ist von März, bevor das Tesla Model 3 in Europa ausgeliefert wurde; inzwischen könnte es etwas mehr werden, Anm. pho) und von den meisten weiterhin als zwar interessante, aber letztlich immer noch nicht überzeugende Idee angesehen.

Ende 2020, wenn der Trend anhält, wird ein Marktanteil von 6.5% einige Leute nachdenklich machen, indem Tesla rund eine Million Autos pro Jahr ausliefert, davon das Model 3 und das Model Y (etwas grössere und höhere Variante des kleinen Tesla Model 3, soll Ende 2020 eingeführt werden, Anm. pho) zu normalen Neuwagenpreisen. Den beliebten kleinen Crossovers (kompakte SUV-Modelle) werden durch überlegene Leistung und erhebliche Betriebskosteneinsparungen Marktanteile genommen; zudem werden bis dahin zahlreiche Nachahmer auf dem Markt sein.

Im Jahr 2021, einfach nur indem wir das Wachstum von 80% pro Jahr fortschreiben, das nun bereits seit einigen Jahren anhält, sind wir schon bei fast 12% der Neuwagen. Nun lässt es sich von niemandem mehr verleugnen.

2022? 21%.

2023? 38%.

Mitte 2024, in nur fünf Jahren, wird die Marke von 50% durchbrochen. Zu diesem Zeitpunkt wird erwartet, dass Elektroautos durch kontinuierliche Verbesserungen in der Batteriechemie und im Produktionsprozess in der Anschaffung gleich teuer sind wie Verbrenner, was ihren ohnehin schon überzeugenden Betriebskostenvorteil noch verstärken wird. Zu diesem Zeitpunkt wird niemand mehr eine Kaufentscheidung für einen Neuwagen treffen, ohne ein Elektroauto in Betracht zu ziehen. Das Argument der «Reichweitenangst» ist verschwunden, das Kostenargument ebenso, Haltbarkeit und Langlebigkeit sind durch 15 Jahre Verbraucherdaten belegt, die Ladeinfrastruktur ist schnell und allgegenwärtig. Nur wer über die gesamte Lebensdauer seines Fahrzeugs 20’000 Dollar mehr zahlen will, um «WRUMM» zu hören – um dann de facto länger zu brauchen, um tatsächlich zu beschleunigen – hat noch einen Grund, einen Verbrenner zu kaufen.

2025 zeigt sich das, was einige Jahre lang wie ein exponentielles Wachstum aussah, als eine logistische Kurve, wie es im echten Leben fast immer der Fall ist. Die Wachstumsrate sinkt mit zunehmender Sättigung des Marktes und stagniert irgendwo zwischen 80% und 90% der Neuwagen, denn einige Nischenmärkte erweisen sich als resistent gegen vollständige Umstellung auf Elektro – etwa Fahrzeuge mit langen Nutzungszyklen, insbesondere in Gebieten mit knappen Lademöglichkeiten. Andererseits ist der Kostenanreiz bei intensiver Nutzung am stärksten, so dass bessere Lösungen hohe Einsparungen ermöglichen würden. Deshalb geben Verkehrsunternehmen bereits heute (2019) eine halbe Million Dollar mehr für einen Elektrobus aus, der jährlich 50.000 Dollar oder mehr an Kraftstoff und Wartung einspart. Und daher werden wohl auch exotische Einsatzzwecke weitgehend auf Elektroantrieb umgestellt, sobald die Fahrzeuge selbst billiger werden als die Alternative.

2030 sind Verbrennungsmotoren aufgrund des gesunkenen Absatzvolumens und entsprechend höherer Stückkosten für viele Nischen, auch für Lkw und Transporter, vielfach nicht mehr verfügbar. Mit zunehmendem Alter der letzten Generation von Verbrennern übt die sinkende Nachfrage nach Benzin und Diesel einen zusätzlichen Kostendruck auf Produktion und Vertrieb aus, und Tankstellen werden immer seltener, da die Aufladung zuhause zur Hauptenergiequelle geworden ist.

Ab 2035-2040 gelten Autos mit Verbrennungsmotor weitgehend als Spielzeug für Reiche.

Abschliessender Kommentar von Jeffrey Blaisdell: Nur der Tagtraum eines einzelnen, aber die aktuellen Daten unterstützen die Thesen. Ich bestehe nicht darauf, dass man alle Zahlen allein anhand der bisherigen Daten hochrechnen kann, aber wenn man sich die auf den Markt kommenden Modelle und die Investitionen in Forschung und Entwicklung im Elektrobereich ansieht, kann es durchaus so passieren.