Finger weg von Ehrenämtern!

Habe mich bereit erklärt, für eine soziale St. Galler Institution ein Blog aufzusetzen (eigentlich eine normale Website mit ein bisschen News, aber auf WordPress – das kann ich halt einigermassen). Die Grafik haben sie gezahlt, zum Non-Profit-Tarif direkt an einen Grafiker, den ich vermittelt habe; den Rest mache ich gegen Gotteslohn.

Zu Beginn war die Frage aufgekommen, wer initial die Texte einpflegt. Habe gesagt, das kann ich schon machen, und dann mache ich eine Schulung mit zwei Leuten, wie man sie später ändert.

Habe ihnen also Word-Templates geschickt zum Erfassen der Texte.

Heute rief mich die „Projektleiterin“ an, ein Vorstandsmitglied der Organisation, und sagte, sie habe jetzt die Texte beisammen, es sei quasi eine Collage aus der Broschüre und aus verschiedenen anderen Dingen. OK.

„Ich wäre dir sehr dankbar, wenn ich dir das einfach so schicken kann.“ – „Ja, mach nur. Aber wieso nicht mailen?“ – „Es hat auch noch Fotos dabei.“ – „Ach so, und die sind dann auf CD?“ – „Ja, genau.“ – „Und die Word-Texte sind auch auf der CD? In verschiedenen Dateien oder in einer?“ – „Nein, die Texte sind ja eben einfach nur so zusammen gestellt. Wie gesagt, wir wären dir sehr dankbar, wenn wir das einfach so schicken könnten.“ – „Ja ja, aber was heisst denn das, nur so zusammen gestellt?“ – „Na ja, manches ist aus der Broschüre, und dann hat es auch ein paar handschriftliche Notizen dabei.“ (kurze entsetzte Pause, in der ich mich sammeln muss) „Die Texte sind – nicht elektronisch? Alle?“ – „Nein, eben wie eine Collage.“ – „Ähm. Also ehrlich gesagt, als ich sagte, ich mache das gern selbst, da dachte ich eigentlich nicht daran, dass ich die Texte zuerst abtippen müsse.“ – „Ja, wir haben halt alle keine Zeit.“ – „Na ja, also ich habe auch nicht eben viel Zeit, und ich sitze sowieso alles in allem zwei Tage, bis das ganze technisch läuft, also ehrlich gesagt, ich wäre sehr froh, wenn das jemand von Euch wenigstens abtippen könnte. Kann das nicht XY (die vollamtliche Leiterin, im Gegensatz zu den ehrenamtlichen Vorständen) machen?“ – „Nein, die hat auch keine Zeit. Weisst Du, wir haben eben alle wenig Zeit, und wir machen daher alle unsere Arbeit selbst, jeder für sich.“

Ich hab’s dann einfach aufgegeben und gesagt, ja dann schick halt. Wie soll man sonst auf einen gemeinsamen Nenner kommen?

Die folgende Diskussion, dass die Termine der Generalversammlung aber nicht in den öffentlichen Kalender dürften, sondern nur in einen passwortgeschützten, denn die gingen ja nur die Mitglieder etwas an, und den Exkurs, eigentlich hätten alle Angst, dass das ganze mit dem Internet sowieso viel zuviel zusätzliche Arbeit gäbe, gebe ich nicht im Detail wieder. Jedes Mal, wenn ich sanft dagegen halten wollte, hiess es: „Ja, du arbeitest halt jeden Tag damit, aber für uns ist das etwas anderes, wir empfinden das dann als Belastung, auch mental.“

Note to self: Das nächste Mal einfach die Fresse halten. Oder sowas: „Internet? Ja, habe ich auch schon mal gehört, dafür gibt es Firmen, glaube ich, die sowas machen; ich müsste auch im Telefonbuch nachschauen. Ich glaube, das solltest du am besten selbst machen.“