Internet ist, wenn es irgendwann alle machen

Onlinetracking von Sendungen ist ja nicht ganz neu. 1997 habe ich das zum ersten Mal gemacht, als ich was mit UPS von New York in die Schweiz geschickt habe, habe alle zwei Stunden nachgeschaut und war enttäuscht, dass der ganze, weite Weg mit vier Einträgen abgehandelt wurde.

Nun hat mir mein Vater meine reparierte elektrische Zahnbürste geschickt (ein Weihnachtsgeschenk, das schon nach zwei Monaten kaputt war) und schickt mir selbst den Link zur DHL-Website und die „Packstücknummer“ (die coolen Begriffe haben sie in Deutschland noch nicht), kommentiert, wo sich die Sendung gerade befindet, und mutmasst, ob das „Zustell-Paketzentrum“ für Konstanz in Singen sein könnte (ich habe keine Ahnung).

DHL 2004-04-26

Das finde ich immer wieder faszinierend, und es sollte alle Leute lehren, ihre Zielgruppen nicht zu eng einzuschränken. 1995 habe ich mir das erste Handy gekauft und nur mit Stefan Otto gesmst (was damals noch gar nicht so hiess, es gab nur diesen Menüpunkt „Kurzmitteilungen“ auf dem Handy, und wir fanden es lustig, den auszuprobieren, auch wenn der Nutzen zu zweit irgendwie begrenzt war), heute smse ich mit meiner Mutter (62), was wir beide sehr praktisch finden. Und maile und skype und mache Netviewer-Sessions mit meinem Vater (66), und neulich hat er mich gefragt, wie mir ein Buch gefällt, das ich auf einem Foto lese, das er online gesehen hat.

Wenn daher heute jemand lacht, dass Sascha Lobo und Holm Friebe sagen: „In Zukunft wird jeder bloggen“ (was sie vermutlich nicht ganz wörtlich meinen, sondern eher im Sinne von: „wird jeder Inhalte im Internet veröffentlichen), dann antworte ich: Schaut doch mal, was in den letzten zehn Jahren passiert ist, und überlegt Euch, ob Ihr das vor zehn Jahren für möglich gehalten hättet.

Eigentlich ist es nur Amara’s Law (regelmässig den unterschiedlichsten Leuten zugeschrieben), das einem jeden Tag in anderer Form wieder begegnet:

„We tend to overestimate the effect of a technology in the short run and underestimate the effect in the long run.“
– Roy Amara, past president of The Institute for the Future.

Aber das kapieren sie nicht. Noch nicht, könnte man meinen, aber in zehn Jahren werden sie es wohl wieder nicht kapieren.

3 Gedanken zu „Internet ist, wenn es irgendwann alle machen“

  1. Gut geschrieben Hogenkamp. Und solange Lobo nicht sagt in Zukunft werden alle Bücher schreiben die man nicht fertig lesen kann ist die Welt ja noch in Ordnung!

  2. Ja Peter, sehr wahr, was Du geschrieben hast. Und ich selbst bin ja auch jemand, der tendenziell abwartet. Aber hier bin ich wohl mal schneller als meine Altersgenossen in meinem Bekanntenkreis. Hoffentlich brauchen die nicht die prognostizierten 10 Jahre. Meine Finger werden schon lahm.

  3. Ich glaube nicht, dass in 10 Jahren jeder Inhalte im Internet veröffentlichen wird ? jedenfalls nicht bewusst und freiwillig?

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