Just my four cents für den Kapitalismus

Kein einzelner Marktteilnehmer strebt direkt danach, das Volkseinkommen zu maximieren; jeder will nur seinen Güterbedarf decken. Und doch führt der Marktmechanismus durch seine unsichtbare Hand zum volkswirtschaftlichen Optimum.

Hier die Dienste von vier «Kapitalisten», die mir spontan einfallen, weil ich ihre Dienste in der vergangenen Woche genutzt habe.

  1. Der Blumenverkäufer, der morgens Blumen beim Grossmarkt eingekauft hat und sie an der Strasse zwischen Küsnacht und Zollikon aus dem Kofferraum weiterverkauft. Mit Gewinn, vermute ich. Wobei ich mir spontan Sorgen gemacht hatte, dass er die Riesenmenge, die er um 16 Uhr noch hatte, auch los wird, bevor sie vergammeln — aber das muss eben nicht meine Sorge sein.
  2. Ein iPhone-Schwarzmarkthändler, der am Freitag stundenlang angestanden hat, um mir gestern das nagelneue iPhone 4S weiterzuverkaufen — mit einem nicht unerheblichen Aufschlag, der meine Mutter ziemlich empört hat. Zugegeben, sein Risiko, das Gerät gar nicht loszuwerden, ist überschaubar, aber wie hoch der Aufschlag sein würde, wusste er beim Anstehen noch nicht, er hat in der Hoffnung auf Gewinn erstmal Arbeitszeit investiert.
  3. Der Mann, der am Freitag zwei IKEA-Möbel für mich zusammengeschraubt hat, weil ich das hasse und auch echt schlecht kann.
  4. Leute, die sonntags, wenn alle anderen frei haben, in einem Restaurant arbeiten.
  5. Wer heute an einer der diversen «Occupy»-Veranstaltungen teilnimmt: Einerseits kann ich Euch gut verstehen. Eine Art von Staatsversagen liegt sicher vor bei dem, was Banken und internationale Politik uns derzeit vorführen, und deswegen sollte man irgendwas ändern, einverstanden. Von mir aus halt Transaktionssteuer.

    Aber wenn jemand «Kapitalismus überwinden» skandiert, möchte ich kurz zu bedenken geben, dass vermutlich fast alle, die das hier jetzt lesen, inmitten der Annehmlichkeiten der Marktwirtschaft aufgewachsen sind, und dass sich vermutlich niemand von uns vorstellen kann (inklusive mir), wie es wirklich wäre, in einem anderen Wirtschaftssystem zu leben.

    Wir schlagen mal ganz kurz bei Adam Smith nach:

    Kein einzelner Marktteilnehmer strebt direkt danach, das Volkseinkommen zu maximieren; jeder will nur seinen Güterbedarf decken. Und doch führt der Marktmechanismus durch seine unsichtbare Hand zum volkswirtschaftlichen Optimum.

    Ich bin kein Experte für Utopien, und mein makroökonomisches Wissen hat eher die Tiefe einer Pfütze. Wenn also jetzt einer kommt, der über den Dritten Weg promoviert hat, suche ich sofort das Weite. Aber trotzdem: Ich für meinen Teil finde es gut, wie der Kapitalismus einen wunderbaren Markt schafft, der Grundbedürfnisse wie obskure Bedürfnisse gleichermassen adressiert, was uns teilweise gar nicht mehr klar ist. Das würde ich wohl oprimieren wollen, nicht aber abschaffen.