Nervöser als man denkt: die SVP

Huch. Was ist denn mit der SVP los? Doch kalte Füsse wegen ein bisschen Geheimplan-Affäre? Dass Mörgeli jetzt jeden Tag eine Pressekonferenz macht – geschenkt. Er macht wohl gern Pressekonferenzen, und die Arbeit als Historiker hat ja den Vorteil, dass sie einem nicht wegläuft.

Aber diese Anzeige im 20 Minuten von heute hat mich schon sehr überrascht.

Blocher-staerken SVP-waehlen 2007-09-12

Seit ich in der Schweiz bin (1990), ist die SVP im Parlament von der kleinsten zur grössten der vier tonangebenden Parteien angewachsen, siehe hier. Dies mit einem Kanon von fünf ineinandergreifenden Aussagen:

  1. 1. Früher war alles besser.
  2. 2. Heute ist alles ganz schrecklich.
  3. 3. Schuld daran sind die Linken, Netten und Ausländer.
  4. 4. Alle supranationalen Organisationen sind völlig unschweizerisch; ein Beitritt zu egal welcher hätte einen sofortigen, dramatischen Niedergang zur Folge.
  5. 5. Die einzige verbleibende Chance, dass es nicht noch viel, viel schlimmer kommt, ist die SVP.

Und nun dieses Inserat, das nicht nur aussieht, als habe es gestern hektisch der Praktikant getextet und gelayoutet, sondern genau das Gegenteil der seit 15 Jahren gebetsmühlenartig wiederholten Argumente aussagt:

Sinngemäss: „Seit vier Jahren ist alles total super, aber nur, weil Christoph Blocher Bundesrat ist. Praktisch mit seinem Amtsantritt (als Justizminister notabene) haben sich alle Probleme, egal in welchen Bereichen, ins Gegenteil verkehrt.“ Die zwischen die Bullets gepfriemelten Argumente, das liege eben alles daran, dass man nicht in der EU sei, können nicht so richtig überzeugen.

Ich bin weder Politik- noch Markenexperte, aber ich glaube, solche Aktionen sind eine Verwässerung der sorgsam gepflegten Marke SVP.

(PS. Nachdem mir in einem lustigen Kommentar von Daniel Maurer angedichtet wurde, ich sei „SP-nah“: Ich bin gesinnungsmässig überzeugter Liberaler. Ich bin nur Jacqueline-nah, aus naheliegenden Gründen. In Deutschland habe ich inzwischen alle vier wählbaren Parteien durch. Dürfte ich in der Schweiz wählen, würde ich wohl genauso mäandern – mangels einer Partei, die mich wirklich überzeugt, in Verbindung mit der Auffassung, dass es eine staatsbürgerliche Pflicht ist, irgendwo sein Kreuz zu machen.)

3 Gedanken zu „Nervöser als man denkt: die SVP“

  1. Ja, ich hab inzwischen auch den Artikel im „Magazin“ gelesen: Das heisst heute nichts mehr, weil ausser ein paar Gewerkschaftern alle finden, sie seien liberal.

    Also: Ich stehe in Deutschland, wo dieser Begriff noch nicht so inflationär gebraucht wird wie hier, inhaltlich der FDP am nächsten. Das heisst nicht, dass ich sie auch immer wählen würde; das hängt immer davon ab, wie unmöglich sich die Spitze gerade macht. Das „Guidomobil“ zum Beispiel habe ich nicht gewählt.

  2. Pingback: pakej umrah 2013

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