Journalisten und Blogger, die dreiundzwanzigste: «Blogger verachten ist leichter.»

Don Alphonso liefert zum Dauerthema «Journalisten vs. Blogger» einen Absatz, der alles zusammenfasst.

Don Alphonso, mit dem ich quasi naturgemäss nicht immer einverstanden bin (aber öfter, als man von weitem meinen sollte) bringt es im Interview im Pottblog exzellent auf den Punkt:

Jens Matheuszik: Woran liegt es denn Deiner Meinung, dass Journalisten eher schlecht beim Bloggen sind?

Don Alphonso: Die haben keine Erfahrung – ausser ihrer Verachtung – für Kommunikation auf Augenhöhe. Die wollen nicht reden, die wollen senden. Das ist ein anderes Konzept. Sie wollen auch nicht erzählen und schon gar nicht zuhören. Keiner zahlt was für zuhören, also tun sie es nicht. Ausserdem muss man als Blogger anders formulieren können, gewissermassen herabsteigen von der eingebildeten Sprachkompetenz, und damit tun sich Gewohnheitstiere nun mal schwer. Blogger verachten ist leichter.

«Kennen wir uns nicht? Ach ja, von Dir war doch dieser Artikel?»

In der Schlange vor den Türen der re:publica wurde ich unfreiwillig Zeuge einer dieser Begegnungen, von denen ich auch schon viele hatte – man hat sich in Artikeln oder Posts gegenseitig ordentlich auf die Mütze gegeben, und nun trifft man sich plötzlich persönlich. Jetzt konnte ich mal zuhören, wie andere das handhaben.

Es traf: Thomas Thiel, Autor des FAZ-Artikels «Fröhliches Scheitern und Machen», in dem er mit dem 9-to-5-Event der ZIA abrechnet, auf Holm Friebe, der unter dem Titel «Wieso? Weshalb? Warum?» geantwortet hatte.

Ich war damals nicht dabei. Ich kannte vorher weder den FAZ-Artikel noch Holms Post. (Habe jetzt beide nachgelesen. Natürlich bin ich parteiisch, weil ich Holm kenne und schätze, aber der Absätze über Holm und seine Sonnenbrille ist wirklich selten dämlich und auch überhaupt nicht zielführend.) Der Inhalt des Gesprächs ist natürlich auch eigentlich mehr oder weniger privat.

Aber das Ende, zumindest das Ende, das ich gehört habe, weil ich danach drin war, war schon sehr bezeichnend: Thomas Thiel, etwa gleich alt wie Holm (Anfang 30), sagte: «Hättest ja auch mal anrufen können. Oder einen Leserbrief schreiben.» (Tenor: «… bevor Du so etwas Gemeines zurückschreibst.») Darauf Holm: «Ich werde in meinem Leben keinen Leserbrief schreiben.»

Er hat wirklich Le-ser-brief gesagt. Unglaublich. Aber so sind sie (manche von ihnen) halt. Selbst «stehen sie an einer riesigen Kanone» (Stefan Aust) und überhaupt haben keine Hemmungen, auch gezielt zu feuern, aber wenn man dann im gleichen Stil zurückschreibt – was etwa 2000 Leute lesen, den Artikel vorher dagegen 200’000 – dann sind sie beleidigt und hätten lieber einen Leserbrief gehabt, den sie dann gar nicht berücksichtigen oder aus dem sie einen Satz hätten zitieren können. Und das ist, wie soeben wieder gesehen, eben keine Generationenfrage.

Ich hab mal einen Leserbrief geschrieben – Mist! – aber ich würde es auch nie wieder machen.

heute: «Journalisten vs. Blogger: Neue Runde»

Mein medienlese-Post Fluch des Blogreflexes? von heute morgen im heute von heute auf Seite 11. (Sprachlich wird’s dann schon einfacher, wenn es bald Blick am Abend heisst.)

heute - Journalisten vs. Blogger

Schnell ist er ja, der Bö. Nur «ellenlang» natürlich falsch. Richtig wäre gewesen: «aufwändig», «differenziert», «ausgewogen argumentierend», «mit Liebe gemacht» etc.

«Besessen, getrieben und nie zufrieden»

Via turi2 von gestern (wie immer kein Permalink, erst 10 m runterscrollen):

«Wenn man die ganze Heuchelei über die Revolution des neuen Mediums Internet einmal abzieht, regiert die Blogger letztlich alle der Wunsch nach Einfluss und finanziellem Erfolg. Das zieht eine bestimmte Sorte Mensch an – besessen, getrieben und nie zufrieden.»

Andrew Keen, Journalist und Web-Unternehmer, spricht ein großes Wort gelassen aus.
„Brand eins“

«… und damit ganz und gar anders als der „normale“ Journalist», möchte man noch ergänzen.