«Lob der deutschen Wertarbeit» – Jörg Kachelmann über die Crossair

Jörg Kachelmann schreibt offenbar eine Kolumne bei T-Online (hab sie weitergeleitet bekommen von meinem Vater). Unter dem Titel «Lob der deutschen Wertarbeit» schreibt er aber nicht wirklich über Deutschland, sondern eigentlich fast nur über die Crossair. Den Schlenker zu Web’n’Walk von T-Mobile schafft er erst ganz kurz vor Schluss. Macht aber nichts.

Als jemand, der weniger Crossair geflogen ist, dafür aber mal im entscheidenden Moment dabei war, finde ich diese nachträglichen Einsichten natürlich interessant.

Hier der Volltext (würde eigentlich nur verlinken, aber ob T-Online weiss, was Permalinks sind?):

Liebe Freundinnen und Freunde von T-Online!

Es könnte natürlich auch das Lob der Schweizer Wertarbeit sein (dazu gehört zum Beispiel das neue Wetterportal www.meteocentrale.ch), aber weil ja T-Online in Deutschland (noch) ein bisschen stärker ist als in der Schweiz, soll dies ein Lob der deutschen Handwerks- und anderer Kunst sein. Und nicht wahr, liebe Landsleute in der Confoederatio Helvetica (darum heißt es CH auf unseren Autolandesklebern), wir sind ja manchmal auch froh um den „großen Kanton“, wie Deutschland mehr oder weniger liebevoll auch genannt wird.

Viele haben das heimliche Nachdenken über das eigene Testament schon wieder verdrängt, was einen früher beim Besteigen von Crossair-Flugzeugen ereilt hat. Für mich unvergessen die bemerkenswert hohe Zahl der abgebrochenen Landeversuche damals zwischen Dresden und Leipzig einerseits und Zürich andererseits. Wunderbar die jungen Flight Attendants, die nach Durchsagen der Crew uns Passagiere gefragt haben, ob wir etwas verstanden hätten, sie nämlich auch nicht, der Pilot könne leider weder deutsch noch englisch. Geradezu ein Highlight des Lebens die Mitteilung des Piloten vor dem Start, dass man nicht fliegen würde, weil zwei von drei Höhenmesser nicht funktionierten. Noch schöner die Mitteilung fünf Minuten später, dass die Zentrale in Basel beschlossen hat, dass man trotzdem fliegen solle. Es war ein stiller Flug und mit der Kraft der positiven Energien aller Insassen muss es der eine Höhenmesser bis zum Ende geschafft haben.

Und ich bin nicht so oft geflogen, und wenn ich schon das obige erleben durfte, so war es auch für mich nie überraschend, dass einmal die Crossair kurz nach dem Start senkrecht in den Boden flog und ein anderes Mal ein bisschen früher landete als üblich. Beide Male mit vielen Toten und der Verwunderung, wie so etwas möglich sein darf und kann. Und so sind wir heute dankbar, dass die Lufthansa ihre Kranichflügel (und offenbar ihre Sicherheitsstandards) appliziert hat und die Swiss kann wieder dort anknüpfen, wo die Swissair leider aufhörte, aber das ist eine andere Geschichte.

Und so ist es kein Wunder, dass Deutschland so viel exportieren kann, denn die Sachen funktionieren ja auch. Und manchmal gibt es neue Dinge, die einem noch ein echtes „Boah, ey“ entlocken. Irgendwo unterwegs mal schnell ins Internet gehen zu können und die neuesten Wetterkarten sich anzusehen (nicht in PDA- und Black-Berry-Größe, eben so richtig, mit dem Laptop) ist eine sehr praktische Sache – aber noch immer hat nicht jede Autobahntanke einen Hot Spot. Und da gibt es nun etwas, das ist wirklich genial, und ich bekomme kein Geld dafür, dass ich es behaupte: Also, dieses web?n?walk-Ding von T-Mobile ist schlicht perfekt, funktioniert schnell, zuversichtlich und macht keinen Scheiß (Vorgängermodelle haben manchmal ziemlich rumgezickt und Software und überhaupt). Nicht so web?n?walk. Einfach rein in den USB-Slot und holla, die Waldfee.

Kurzum: Ehret einheimisches Schaffen, und bald fällt auch in den deutschen Mittelgebirgen auch mal wieder Schnee.

Herzlich Jörg Kachelmann

Juristischer Update, für alle, die es nicht täglich verfolgen: Nassenwil („kurz nach dem Start senkrecht in den Boden“) ist vor kurzem verjährt (siehe Blick; hier noch ein informativer Blogbeitrag), zu unserem Fall Bassersdorf („ein bisschen früher landen als üblich“) beginnt demnächst der Prozess.

14 Gedanken zu „«Lob der deutschen Wertarbeit» – Jörg Kachelmann über die Crossair“

  1. Kachelmann hat 1991! die Meteomedia Ag gegründet, die in Deutschland und Nachbarländern 500 Wetterstationen hat. Er hat sich auch schon den Spaß gemacht, den Bahnhof von Brackwede(Ein Stadtteil von Bielefeld, und nur Eingeweihten bekannt) während der Vorhersage zu erwähnen. Das ist in etwa so, als spräche man im Fernsehen über die Schützenhausstraße in Glarus, die ja bekanntlicherweise in „Im Sand“ am Rathausplatz übergeht. So ist er eben, der Jörg.

  2. Kachelmann kenne ich schon seit 1995. Damals hat das IWI für die Electronic Mall Bodensee zusammen mit Kachelmanns Meteomedia eine Online-Wetterseite gemacht, die bis vor ein paar Jahren praktisch unverändert unter meteomedia.ch online war. Hans Meli und Hans-Dieter Zimmermann waren damals mal bei Kachelmann im Appenzell und haben fasziniert berichtet, wie da verschiedenen Fernseh-Sets standen (damals ZDF-Morgenmagazin und dritte Programme), in denen Kachelmanns Anzüge hängen, in die er wohl einfach reinsteigt, um zu moderieren.
    Einige Monate später kam er uns mal besuchen und wir sassen zusammen im Restaurant Wienerberg neben der HSG. Er kennt sich in Deutschland sehr gut aus und sagte sofort: „Detmold, kenne ich, da gab es früher einen Wettermelder bei den englischen Kasernen, aber jetzt nicht mehr.“ Insofern wundert mich auch das mit dem Bahnhof Brackwede nicht. Im Spiegel habe ich mal gelesen, wie sein Businessmodell für die Wetterstationen ist: Die örtliche Sparkasse sponsert so eine Station, er fährt hin und macht die Einweihung, und der Direktor von der Sparkasse ist drei Sekunden im Fernsehen. Im Spiegel stand mal ein Artikel, dass er es damit geschafft hat, den eigentlich total überlegenen Deutschen Wetterdienst (3500 Leute oder so) auch in Sachen Leistung zu überholen. Die vom DWD haben zwar die VIEL dickeren Computer und rechnen die viel genaueren Modelle, aber mit viel weniger Messdaten, was letztlich weniger bringt. Der Artikel muss im November 2001 im Spiegel gewesen sein, denn er wäre beinahe das letzte gewesen, was ich in meinem Leben gelesen habe, damals an Bord von Crossair 3597; auch das ein lustiger Zufall, dass Kachelmann heute über die Crossair schreibt.
    Im Wienerberg damals haben wir dann noch ein bisschen rumgescherzt über Schreibweisen, wie „Wetterbeobachtung“ (tja, damals hatten wir schon coole Ideen zu User-generated Content, hiess aber noch nicht so) vs. „Wetter-Beobachtung“. Er wollte contra Duden alles mit Bindestrich schreiben, weil er meinte, er käme vom Boulevard, da wisse man, dass man kurze Wörter machen müsse.
    Er trug damals einen Jeanshose und Jeanshemd, Dreitagebart, ungekämmte Haare und sah generell sehr verstrubbelt aus. Wenn ich ihn danach im Fernsehen sah, sah er genauso aus bis auf den Anzug – hab mir dann vorgestellt, wie er kurz in den gestiegen ist, der im Set rumhängt, und danach wieder in die Jeansklamotten.
    Mit Jacqueline sprach ich auch mal über ihn; die sagte, als er damals beim Schweizer Fernsehen war, habe er anfangs ein fürchterlich schlechtes Hochdeutsch gesprochen (da war ich leider noch nicht in der Schweiz). Heute klingt er ja sehr deutsch, vgl. auch Ronnies Kommentar zu „Holla, die Waldfee“. Vielleicht deswegen machen sich auch heute noch Schweizer Journalisten gelegentlich darüber lustig, dass er versucht, schneller als jeder Deutsche zu reden.
    Hm, ich glaube, ich könnte bald einen Wikipedia-Eintrag über ihn schreiben. Aber den gibt’s ja schon.

  3. Ich glaube nicht, dass er sich das ausdenkt.
    Habe mal ein langes Gespräch mit dem ehemaligen (auch damals schon ehemaligen) Chefpiloten der Swissair über die unterschiedlichen Sicherheitsphilosophien von Swissair und Crossair geführt. Das war sehr interessant. Bin aber viel zu wenig Experte, um sowas wiederzugeben. (Andererseits, wenn im Expertenforum Leute schreiben, die viermal mit der Crossair geflogen sind, dann bin ich auch etwas Exprte… :-)

  4. Wie auch immer: Die Crossair fliegt als SWISS weiter, die Swissair gibt’s nicht mehr… die erwähnte Sicherheitsphilosophie der Swissair wurde häufig erwähnt, doch galt die Swissair nicht auch bis Anfang 2001 noch als «fliegende Bank»?

  5. Tja, manchmal gehen halt Institutionen unter, obwohl sie viele gute Eigenschaften haben. Ob die Swissair nun pleite gegangen ist, weil sie zuviel Geld für die Sicherheit ausgegeben hat, vermag ich nicht zu sagen.
    In Deutschland gibt’s auch ganz viele, die finden, in der DDR war auch nicht alles schlecht. Das hat aber mit der Swissair ganz und gar nichts zu tun.

  6. Die Fluggesellschaft Swissair ging zugrunde, weil sie sich in einem zunehmend liberalisierten Marktumfeld nicht behaupten konnte und 2001 im Gegensatz zu früheren Unternehmenskrisen keine staatliche Unterstützung erhielt (passend dazu findet sich in der aktuellen «Weltwoche» ein Nachdruck eines Artikels vom 12. Februar 1987 ? «Rote Zahlen im Flugbetrieb, drohender Preiskampf auch in Europa: Um unsere Airline steht es nicht gut.»)

  7. Hallo Peter,
    ich habe mir die Mühe gemacht und den Abschlußbericht in Deinem Fall komplett studiert.
    M.E. gibt es ein großes Potential, um die Berufung auf Internationale Haftungsgrundlagen und die damit immer verbundenen Beschränkungen zu durchbrechen.
    Meiner ganz persönlichen Meinung nach befindet sich die Airline schon im groben Organisationsverschulden, welches im schlimmsten Fall die unbegrenzte Haftung und auch andere Verjährungsfristen nach sich zieht. Aber – wie gesagt, dies ist meine ganz private Meinung nach dem Studium des Berichtes.

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    Danke im Vorraus fur eure Antworten.

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