Kathrin Passig hat in der Reihe „Das nächste grosse Ding“ (gibt’s auch schon als Buch) einen tollen Text mit dem Titel „Public Private Partnership“ über Datenschutz geschrieben, den ich fürderhin immer verlinken werde, wenn jemand sagt: „Iiih, Google, die kriegen meine Daten nicht!“

Datenschutz und Datensicherheit sind Themen, die vor allem Journalisten und Datenschützer wahnsinnig wichtig finden. Man muss über irgendwas reden, was neu und modern ist, da kommt reflexartig die Frage nach dem Datenschutz zurück. Weil Journalisten ja gelernt haben, nicht immer so euphorisch zu sein, sondern auch mal kritisch zu reflektieren und an mögliche Nachteile zu denken – und der mit dem Datenschutz ist halt so saueinfach, dass man gar nicht nachdenken muss.
Was die User angeht, sind beides Themen, bei denen man andere Aussagen bekommt, wenn man eine Umfrage macht, als wenn man das Verhalten der Leute beobachtet (was wir bei Zeix ja schon immer sagen, dass Beobachten/Testen viel wichtiger ist – alle Online-Umfragen kann man bis auf wenige Fragen eh vergessen).
Befragt sagen alle immer: „Ja, ist mir ganz wichtig“ – und dann machen sie aber jedes Gewinnspiel mit, haben diverse Bonuskarten, klicken auf Affiliate-Links, tippen überall ihre Daten ein (alles Datenschutz-Beispiele), und nehmen als PIN ihr Geburtsdatum, als Passwort den Namen des Freundes und notieren sich solche Sachen auf dem klassischen Post-it am Monitor (alles Datensicherheit). Das ist zum Teil vielleicht wirklich immer noch mangelnde Aufklärung, aber oft ist es nur der Tradeoff „diffuse Unsicherheit versus Convenience“, bei dem ganz viele Leute sich einfach für die Convenience entscheiden, fertig; ätsch, Datenschützer.
Wohlverstanden, bevor Fachleute wie mds kommen und mir widersprechen: Natürlich kann man nicht alle Leute über einen Kamm scheren, natürlich mögen viele Bedenken berechtigt sein, und natürlich gibt es auch Leute, die verantwortungsvoll mit ihren Daten umgehen. Ich rede aber hier nicht von c’t-Lesern, sondern von Dutzenden und Hunderten von Usern, die ich privat und bei Usability-Tests seit Jahren beobachtet habe.
Das Feature, das Kathrin im Artikel beschreibt, dass der Staat alle meine Handy-Zahlungsvorgänge weiss und ich daher keine Steuererklärung machen muss, finde ich total super, das würde ich heute noch abonnieren. Wie GMail, Google Docs, Skype, Flickr, Blogs etc. etc. auch.
[Ich bloggte auch schon zweimal bei nutzbar.ch zu ähnlichen Themen: Aufgeblasener Spion in der Mailbox und Facts bläst müde „Tricks“ auf.]