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Werden Froschungszentren überschätzt?

Pit Sennhauser sagt ja immer, medienlese.com (neuer Zugriffsrekord gestern dank qeez, schönen Dank noch) dürfe sich „nicht mit kleinlicher Tippfehlerzählerei“ aufhalten.

Das ist einerseits sicher richtig, denn es gibt Wichtigeres. Andererseits, wenn einen die ständigen Tippfehler nun mal nerven, was soll man dann tun? Ich weiss es: Ich blogge darüber in meinem Feld-Wald-und-Wiesen-Blog.

CASH Daily zum Beispiel. Ich weiss, über die schreibe ich viel zu oft. Aber ich lese halt jeden Morgen als erstes den Newsletter, den Rüdi Steiner mir freundlicherweise höchstpersönlich nachts um vier schickt, und in dem macht er jeden Monat gefühlte 10 dicke, deutlich sichtbare Fehler. Bin ich ein schlechter Mensch, weil mir die immer auffallen?

Heute auch wieder:

CASHdaily Froschungszentrum 2007-08-29

Froschungszentrum. Nicht schlimm. Ich glaube, es soll „Forschungszentrum“ heissen.

Sie nerven mich natürlich nicht nur bei CASH daily, die Tippfehler. Sondern auch in der SonntagsZeitung. Die ist halt auch exponiert, weil abonniert. Aber da hab ich auch Hemmungen, immer gleich etwas zu schreiben, weil die sonst denken, ich hätte was gegen sie, weil damals die Luchetta in dem Artikel meinte…

Trotzdem, ich finde, wenigstens die Überschriften könnte einer ordentlich durchlesen – hier online, sah im Blatt genauso aus:

Sonntagszeitung prositutierte 2007-08-29

Jetzt kann natürlich sofort jeder kommen und 1000 Tippfehler in unseren Blogs finden. Das stimmt. Wir haben auch keinen Korrektor. Bei uns gilt zwar das Vieraugenprinzip (wenn die Nachricht nicht ganz schnell raus muss), aber ein schnelles Lesen am Bildschirm ersetzt keinen Korrektor. Das ist nicht toll, aber alles andere können wir uns zumindest im Moment noch nicht leisten.

Insofern wiegt die Prositutierte in der SonntagsZeitung doch noch ein bisschen schwerer als das Froschungszentrum im Newsletter von CASH daily, weil eine Bezahlzeitung einen anderen Anspruch haben sollte. Aber nerven tun mich beide. (Bzw. alle möglichen. Das Thema ist auch nicht neu, hier eine Entrüstung aus dem Jahr 2005 . Ich langweile mich ja selbst.)

Rinaldo, kannst Du da nicht mal was machen?

Zwischen Mitessern, Detektiven und gekauften Frauen

Am 21. Oktober sind Nationalratswahlen. Aufmerksamen Lesern ist aufgefallen, dass ich hier ein kleines Banner auf die Website meiner Zeix-Kollegin Jacqueline Badran schalte (super Clickthrough-Rate von über 5%, aber mein kleines Blog ist halt nicht Bluewin :-).

Ein paar GoogleAds haben wir auch geschaltet, natürlich zu „jacqueline badran“ oder zu ihrem wichtigen Thema „lex koller“. Ist eher Kleinkram – für die grosse AdWords-Strategie fehlt mir das Know-how und Jacqueline das Budget.

„nationalratswahlen“ und „nationalrat“ hatte ich zuerst auch, das kostete CHF 1.20 pro Klick, aber dann witterte die Google-AdSense-Logik ein Geschäft, und die Preise schossen auf 6.- bzw. 12.- Franken. Glaub nicht, dass es das bringt, denn man hat ja noch keine Stimme gekauft, sondern erstmal nur einen User auf der Website. :-)

Jacquelines SP-Parteilkollegin Julia Gerber Rüegg kandidiert auch für den Nationalrat. Und hat auch eine Website. Ihr Onlinewahlkampf-Manager gibt offenbar mehr für GoogleAds aus, denn gerade begegnete sie mir in meinen Mails wieder.

Insbesondere hat er (zugegeben, sie könnte es auch selbst machen, aber ich tippe, es macht jemand anderes für sie, hoffe, das ist nicht sexistisch) auch die Option „Content-Werbenetzwerk“ aktiviert, von der Lukas Stuber von yourposition mir gesagt hat, das sollte man lieber ausschalten, das bringe nichts und koste nur Geld.

GoogleAds Content-Werbenetzwerk 2007-08-29

Zwar schreibt Google in der AdSense-Hilfe: „Bei Aktivierung der Anzeigenschaltung im Content-Werbenetzwerk kann Ihre Anzeige auf relevanten Websites erscheinen, deren Inhalt in Bezug zu Ihrer Anzeige steht“ (s. auch hier), aber irgendwie weiss nicht nicht so recht…

Ich mailte gerade mit Roli Schönholzer von namics darüber, wo wir uns am 4.9. abends in St. Gallen zum Bier treffen, da kam rechts dieses Set von GoogleAds:

GoogleAds JuliaGerber 2007-08-29

Julia Gerber Rüegg, eingeklemmt zwischen Mitessern, zwei Detektiven („Privatdetektiv“ war laut SwissAdex im März das teuerste Google-AdWord – oops, zweimal yourposition verlinkt; dies ist kein von trigami gesponserter Beitrag) und „Frauen aus Philippinen“ (heisst das nicht „von den Philippinen“?).

Wie war das? „Auf relevanten Websites erscheinen, deren Inhalt in Bezug zu Ihrer Anzeige steht“?

Es wäre eine schöne Herausforderung für einen Kurzgeschichtenschreiber, wenn er sich eine Geschichte ausdenken würde, in der vorkommen: Bier, St. Gallen, Roli Schönholzer, Mitesser, zwei Privatdetektive, eine Nationalratskandidatin und eine gekaufte Frau von den Philippinen.

Und wo ich gerade dabei bin, liebe Firma MattesGraphics: Isch abe gar keine alte Browser!

JuliaGerber 2007-08-29

Pendeln macht unglücklich

Mist. Ich (400 m Arbeitsweg bis Mitte 2005, jetzt 1:40 h) hab’s mir ja gedacht.

Weltwoche Ausgabe 31/07

Quellen des Glücks
Mathias Binswanger

Unzählige Schweizer riskieren lange Arbeitswege für ein Eigenheim im Grünen. Ein Irrtum. Studien belegen: Die Pendlerei wirkt sich massiv negativ auf das allgemeine Glücksempfinden aus.

[mündlich via Ronnie]

„Berner Singles haben weniger als einmal pro Monat Sex“

Seit über zehn Jahren rege ich mich auf über die schwachsinnigen Hochrechnungen, wieviel Schaden durch Softwareklau entsteht. Microsoft schätzt, wieviel nicht lizenzierte Installationen es gibt, wie auch immer sie das machen (wenige 100 Leute anrufen und dann auf viele Millionen Leute hochrechnen, sonst eine beliebte Markt“forschungs“methode z.B. bei der Ermittlung der Leserzahlen von Printmedien, geht hier ja nicht). Und dann multiplizieren sie es mit dem Ladenpreis und haben den Schaden, der grundsätzlich in die Milliarden geht.

Damals an der Uni war es immer völlig klar, dass im ersten Semester niemand weit und breit in der Lage und zugleich willens gewesen wäre, mehrere hundert Franken für Office-Software auszugeben. Natürlich, damals kostete ein PC noch über 2000 Franken oder D-Mark, und das Geld haben die Leute auch irgendwie aufgetrieben, aber dann obendrauf noch Office für 650.- oder so (weiss den Preis nicht mehr, aber damals waren die Studentenversionen noch deutlich teurer) – niemals! Wenn Software völlig unkopierbar gewesen wäre, hätte man nach der Erfindung von OpenSource StarOffice genommen, und vorher etwas abgespecktes wie Works – aber vermutlich nicht das von Microsoft).

Ich habe vor Jahren mal einen sehr guten Artikel gelesen, den ich aber leider nie mehr wiedergefunden habe, dass das Quasi-Monopol von Microsoft nur entstanden ist, weil man eben die Software mehr oder weniger frei kopieren kann (oder damals konnte). Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten günstigere Anbieter eine Chance gehabt. Aber so raubkopiert(e), wer kein Geld hat (Studenten, Privatleute, Startups), und wenn man irgendwann erwachsen ist, hat man sich daran gewöhnt und kauft die Lizenz – zähneknirschend. Als wir bei Zeix endlich 15 Office-Lizenzen bestellt haben, bin ich fast hintenrüber geschlagen aufgrund des Preises für die Firmenversion (von denen es natürlich auch 27 Flavours gibt).

Christoph Hugenschmidt hat bei inside-it einen guten Artikel „Zahlen, Zahlen, Zahlen“ geschrieben, in dem er etwas dasselbe moniert und noch seine zahlenverliebten Berufskollegen in die Pfanne haut („Berner Singles haben weniger als einmal pro Monat Sex“ – finde ich als Titel irgendwie noch sexier.). Nachrechnen scheint auch sein Hobby zu sein, denn über Software hatte er das auch schon mal geschrieben. Danke für beides.

Damian und Loki.

Damian ist in Finnland angekommen. Hier.

LokiSpezial Re44Und ich bin kein Eisenbahnspezialist! Ich hab nur mal leichtfertig „EV 4“ „EW IV“ gesagt. Und darauf hingewiesen, dass es davon auch eine „REV“ Version gibt, bei der die Sitze in der ersten Klasse schwarz sind (und es vor allem Steckdosen gibt!).

Das muss erlaubt sein, ohne gleich als Freak zu gelten. Eisenbahnspezialisten lesen Loki – das führende Schweizer Magazin für den Modellbahnfreund (wobei ich bei dem Namen immer noch an Hannelore „Loki“ Schmidt denke – nie aber an den nordischen Gott Loki).

Zum Beispiel „LOKI-Spezial Faszination Re 4/4I“, oder natürlich „Faszination Ae 3/6 I„. Wir hatten letztens mal eine Sitzung beim Verlag Fachpresse Zürich, da gibt es im Sitzungszimmer eine Stellwand, in der die Hefte aufgebahrt sind, und ich musste natürlich, wie bei jedem noch so exotischen Presseprodukt, gleich probelesen.

Heinrich Meyer von der Netzwoche kam dann gleich an und meinte: „Das hätte ich mir denken können, dass Du Eisenbähnler bist.“ Hallo? Strahle ich aus, ich hätte sowas wie ein „Hobby“? Mir fehlt das Hobbygen komplett.

Ich bin also kein Experte, aber mich fasziniert Expertentum. Und Detailreichtum. In einem der Sonderhefte war ein von einem Leser eingesandter Schnappschuss von einer Ae 3/6 I (ich bluffe; vielleicht war es auch eine ganz andere) aus dem Jahr 1967 abgebildet, „bei einem ungeplanten Halt in Arth-Goldau“. Da muss man erstmal drauf kommen. (Leider stand nirgends, ob der Leser das Foto 1967 eingesandt hatte und die Redaktion bis heute auf den passendsten Moment gewartet hat, um es zu veröffentlichen, oder umgekehrt.)

Von den „Faszination“-Sonderheften war leider nur noch jeweils eins vorhanden, daher habe ich mich nicht getraut, das mitzunehmen. Habe dafür „Loki 2006“ mit einem Sonderteil über die „Messe Nürnberg 2006“ (Heisst die nicht eigentlich „Spielwarenmesse?“ Das ist wohl ein Wort, das der Modellbahnfreund weit von sich weist.) mitgenommen und finde, Ronnie sollte es in seiner neuen Reihe „Im Test“ mal rezensieren.

Update: Ronnie hat das noch im selben Monat gemacht: Im Test: LOKI.

Blog-Geburtstag

Mein Freund Hardy gratulierte überraschend zum ersten Geburtstag – dieses Blogs. Und tatsächlich: gestern ein Jahr her.

526 Posts, immerhin 1.4 pro Tag – mehr als ich geschätzt hätte, bevor ich eben nachschaute.

hogenkamp mint 2007-08-24

mint hab ich erst im November installiert. 42’508 Page Impressions und 16’985 Unique Visitors. Dafür dass es mir im Kern nur darum ging, in den anderen Blogs die ständigen thematischen Abschweifungen hier zu kanalisieren: immerhin.

Dass 5 danach schrieben, Hogenkamp sei ein totaler Schwachkopf und 16’000 nie wiederkamen – Schwamm drüber!

Schöne Freitagsgrüsse an alle.

Der Kunstpfeifer und die Deutschen

Auch nach bald 20 Jahren in der Schweiz – demnächst lebe ich irgendwann mal länger hier als ich in Deutschland gelebt habe – merke ich immer noch, wie bei gemeinschaftsbildenden Erlebnissen die deutsche Sozialisation durchdrückt. Die ersten 20 Lebensjahre sind wohl diesbezüglich die wichtigeren.

Was mir immer wieder auffällt, ist die identitätsstiftende Kraft kurzer Loriot-Zitate. Das machen mehr Leute als ich dachte (ich gehöre selbst dazu).

Neulich sassen wir am Mittag zu sechst mit einer lieben Geschäfts-Bekanntschaft als Gast (aus Deutschland, lebt aber auch schon sehr lange hier) im Kreis 4 vor dem Restaurant „Celia“, und Ina nörgelte an ihrem Salat rum: „Früher war mehr Mozzarella.“ Ich: „Früher war mehr Lametta!“ Unser Gast gluckste kurz auf, die vier Schweizer guckten eher verständnislos. Die nachgeschobene Erklärung: „Das ist ein Zitat von Loriot; Opa Hoppenstedt sagt das unter dem Weihnachtsbaum“, hätte ich mir auch sparen können.

Gestern war ich bei der suisseEMEX beim Modul „CRM“. Wir machten einen Workshop über Customer Experience; parallel sollte Tobias Heimpel von Climate Partner einen über klimaneutrale Veranstaltungen machen – leider kam jedoch kein einziger Teilnehmer.

Wohl um ihm doch noch etwas Exposure zu geben, wurde er danach auf die Bühne gebeten und sollte sagen, was er denkt, warum niemand gekommen ist. Heimpel: „Wir sagen bei uns immer: Das geht natürlich nicht so glatt ins Ohr wie Peter Alexander.“ Ich war sofort abgeholt.

Hier die Episode „Der Kunstpfeifer“ von Loriot.

Die stammt übrigens aus dem Jahr 1976. Da war ich acht, und Heimpel sah von weitem zumindest nicht älter aus als ich. Ist doch faszinierend, wie lange sich sowas hält.

PS. Die Schweizer haben solche Dinge natürlich auch, vermutlich wegen ihrer Kompaktheit (der Deutschschweiz) sogar mehr als wir. Ich kenne einige davon, aber eben nur aus Erzählungen, nicht aus meiner Kindheit. Die SKA-Kappen aus den Achtzigern gehören dazu oder der Klang des Postautohorns. Mein Sohn, 2, dem Pass nach Deutscher, hat in der Krippe schon gelernt, „Post-au-to“ auf die Tü-ta-to-Melodie zu singen. Ist klar, wo das mal enden wird…