Von wegen «54% addicted to Apple»

Hier sieht man mal wieder die Grenzen der Umfragekunst: Habe gerade via Lobo an so einem komischen Test teilgenommen.

Erstmal könnte man sich natürlich wieder trefflich über die Methodik echauffieren. Frage 5 etwa ist ganz toll:
bild-37.png

Ähm. Ich hatte vier iPods. Ist das „3 bis 5“ oder „4 bis 6“?

Ausserdem denke ich sowieso, dass mein Ergebnis 54% ein Plausibilitätsfehler ist. Ich hab meinen Mac seit drei Monaten, es ist mein erster, ich hatte keinen vorher, also überhaupt keinen, auch keinen G3 (etwa so redundanzfrei sind auch die Fragen), ich mache weder Werbung noch Support bei Verwandten.

Sei’s drum. Hier das tendenziöse Ergebnis:

54%How Addicted to Apple Are You?

Bei NET-Metrix ist der Unique-Clients-Server (!) kaputt.

Seit vorgestern wurden bei NET-Metrix im internen Tool (also nicht in der öffentlichen „Ausweisung“, die einmal monatlich alle sehen können, sondern in dem passwortgeschützten, detaillierteren Tool für zahlende Abonnenten) die Unique Clients nicht mehr ausgewiesen.

Statt einer Liste kam einfach immer nur eine leere Seite. Ich hab’s recht schnell gemerkt, weil ich die Zahlen jeden Morgen anschaue und in ein Spreadsheet übernehme, um den laufenden Monat hochzurechnen.

Lustig ist ihre Art des Troubleshootings. Erst haben sie einen kleinen grauen Hinweis auf der Login-Seite gemacht, den ich natürlich nicht gesehen habe, weil dort sonst immer ein anderer kleiner grauer Hinweis steht.

Als heute vermutlich trotzdem immer noch zahlreiche Kunden danach fragten (war ja auch der Monatserste, der Tag, an dem man die Zahlen des Vormonats anschaut), haben sie die Option „Unique Clients“ einfach aus dem Auswahlfeld bei der Abfrage genommen. Sehr gerissen. :-)

Als ich trotzdem nochmal nachfragte, ob man mir vielleicht die Daten der letzten beiden Tage von Hand raussuchen könnte, kam eine Antwort, bei der man sich etwas die Augen reibt:

Die Hardwarekomponente, die für die UC-Datenaggregation zuständig ist, ist defekt und muss ersetzt werden. Ein Zugriff auf die DB ist deshalb nicht möglich, bis die neue Hardware installiert und ein Restore der DB durchgeführt ist.

Wie? Die Unique Clients zählt ein anderer Server als die Page Impressions? Und die Hardware ist nicht redundant? Und sie ist nach über 48 Stunden – und auch noch zur wichtigsten Zeit des Monats – immer noch nicht ersetzt?

Hm. Wenn ich mich recht entsinne, kostet das Geld, da mitzumachen, und wir haben auch schon einiges gezahlt. (Das werde ich übrigens sehr oft gefragt – dieser Teil kann also auch als User Education interpretiert werden.)

Laut Online-Preisrechner Mit unseren 660’000 Page Impressions vom Dezember genau die Schnapszahl von 2222.- pro Jahr. Für 20minuten.ch mit 70 Mio. PI ist der Listenpreis CHF 24’000.

Und jetzt sind vermutlich erstmal alle im Wochenende. Eine Information der Kunden ist nicht erfolgt. Ehrlich gesagt, wenn ich ein wichtiger Kunde wäre, würde ich mich beschweren.

Von der Wiege bis zur Bahre – Formulare, Formulare.

Halte demnächst einen Vortrag unter dem Titel „Zehn Jahre Web-Usability – was hat sich verbessert?“

Was sich definitiv nicht verbessert hat, ist die Formular-Usability vieler Sites. Der Webdesigner pfuscht irgendwas hin, niemanden interessiert so ein Detail, und Jahre später ist das Formular immer noch online. Wie hier beim Kartenherausgeber Viseca:

Viseca Formular 2008-01-28

1. Unter ein solches Formular gehört überhaupt kein „Abbrechen“-Button. Wenn der User es nicht schicken will, klickt er einfach auf Zurück oder macht das Fenster zu.

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Could you do it slower – and with more… intensity?

Meine Mobile Unlimited Express Card ist Scheisse suboptimal. Und zwar nicht von Geburt an, sondern geworden.

Vor sechs Wochen war ich noch begeistert, wie anstandslos der Swisscom Shop sie für nur 89.- rausgerückt hatte (meine PC-Card passt nicht in den Mac), und am Anfang funktionierte auch alles ganz gut, bis auf die fürchterliche Software, aber nach Umstieg auf Novamedia ging’s einigermassen. Kurzzeitig. Doch dann baute die Karte oder die Treibersoftware oder was auch immer sukzessive ab (schwer vorzustellen, dass eine Software nachlässt, eigentlich). Vielleicht lag’s auch am Leopard-Upgrade, denn danach konnte ich nur noch in den Bahnhöfen connecten und musste jedes Mal vorher die nervige Konfiguration laufen lassen, aber vielleicht auch nicht, denn seit ein paar Tagen geht fast gar nichts mehr. Heute morgen noch, heute Abend nicht mal mit Booten im Zug, nicht mit Konfiguration, nicht wenn der Signalstärke-Anzeiger bei 90% steht. Mit einem Wort: Es ist mal wieder diese Voodoo-Technik, von der ich eigentlich gehofft hatte, sie mit Windows hinter mir zu lassen.

Heute morgen traf ich Roland Schönholzer im Zug (den ich bei jedem Treffen blogge, schon das zweite Mal), und der meinte, das sei bei ihm auch so gewesen, also habe er das Ding zweimal eingeschickt, und beim zweiten Mal sei dann die USB-Version zurückgekommen, und die funktioniere nun gut.

Nerv. Leider kann man nicht in den Swisscom Shop gehen und sagen: Geben Sie mir bitte sofort das USB-Modem und sparen Sie sich die ganze Einschickerei, das kostet mich nur Zeit und Sie Geld. Sondern man muss die doofe Geschichte erzählen und hoffen, dass sie zu ihrem Troubleshooting-Manual passt – falls es eins gibt.

Ich begann also heute Abend damit, dass ich seit 2004 immer die aktuellste Unlimited-Karte besitze, jeden Tag St. Gallen – Zürich – St. Gallen fahre und genau weiss, dass es mit Windows und der PC Card auf der ganzen Strecke nur dreimal oder so abriss. Nun aber bekomme ich auf derselben Strecke gar keine Verbindung mehr.

Wenn ich einmal etwas umsonst erzählt habe, dann das. Der Mann im Shop geht erst ins Kämmerlein nachfragen, was sein Chef meinte, aber vermutlich, ohne dem irgendwas zu erzählen, dann kommt er wieder und sucht auf der Swisscom-Mobile-Site nach der UMTS-Abdeckung.

Leider kann man als Garantiefall nicht das Naheliegende fragen, nämlich ob er eigentlich absichtlich eben überhaupt nicht zugehört habe oder vielleicht generell kognitive Probleme habe. Sondern muss weiter auf ihn einreden, damit er vielleicht das richtige in den PC eintippt, dessen Screen man aber nur in einem sehr schrägen Winkel einsehen kann.

Also die ganze Geschichte: 5-in-1-PC-Card gut, wegen Mac auf 4-in-1-Express, mit Novamedia-Client ganz OK, nach Leopard-Upgrade gefühlt schlechter, inzwischen de facto unbrauchbar. „Am liebsten würde ich mal das USB-Modem ausprobieren, damit soll es besser gehen!“

Hört er jetzt überhaupt zu? Puh. Auf einen einreden, der nur in den Monitor schaut, in der vagen Hoffnung, dass er irgendwo notiert „offenbar Inkompatibilität mit Mac“, so dass ich mir von den zwei Schönholzer’schen Einsendungen vielleicht eine sparen kann. Oder sogar beide?

Er tippt und klickt, klickt und tippt, druckt ein Formular aus und sagt schliesslich doch das Unvermeidliche: „Ich kann die Karte nur einschicken, das dauert etwa eine Woche.“

Er lässt mich das Formular unterschreiben und schickt mich nach Hause.

Dort lese ich die Fehlerbeschreibung und komme mir plötzlich vor wie Bob Harris: Als Zusammenfassung unserer viertelstündigen Konversation, eigentlich meines Monologs, steht dort: „Verbindungsprobleme“.

Catto, Catto, Catto, Catto!

[flash]http://youtube.com/watch?v=cUt7JmUIix4[/flash]

„What is the first and last name of your first boyfriend or girlfriend?“ – fragt Philipp!

Ich liebe das Thema der „geheimen Fragen“ und das ganze Drumherum verlorener Usernames und Passwörter. Hab schon einen ganzen Zeix Usability Guide darüber geschrieben, damals, 1870/71.

Eigentlich hasse ich es natürlich. Ich liebe es nur, weil es aus Usability-Sicht so vielschichtig ist. Das ganze Thema „Wiederherstellen von verlegten Usernames und Passwörtern“ wächst sich nämlich langsam zur Epidemie aus. Seit nämlich viele Sites dazu übergegangen sind, keine normalen Usernames mehr zuzulassen, sondern den Leuten die Mailadresse als Username abzuverlangen (m.E. ursprünglich eine Usability-Überlegung, weil damals und bis heute viele Anfänger den Unterschied zwischen Username und Passwort nicht verstehen – klingt absurd, aber ich weiss, wovon ich rede, habe zahlreiche Beispiele erlebt.)

Also die E-Mail-Adresse. Aktuell weiss man die meist. Aber retrospektiv muss man sagen: Welche? Wann? Hier meine jeweiligen Haupt-E-Mailadressen in den letzten zehn Jahren (das ist nicht der Anfang, vorher waren es auch schon fünf):

„„What is the first and last name of your first boyfriend or girlfriend?“ – fragt Philipp!“ weiterlesen

Twitter noch eine Chance?

Die Fans stehen in Sachen Werbung für ihr Zwitscherding den MacHeads bald nicht mehr nach:

twitter luchsinger 2008-10-23

Andererseits… Schon wieder eine Nachricht (OK, zugegeben, mehr eine „Nachricht“), die ich zuerst bei Twitter sehe und dann erst bei SpOn nachlese.

twitter ledger-tot 2008-10-23

Hm. Ich finde, ich müsste in meinem gesetzten Alter langsam gefestigter sein in der Beurteilung von Web-2.0-Angeboten.

Off Topic: Nico Luchsinger bloggt gute Titel.

McDonald’s mit 30 Minuten Gratis-WLAN

Aus dem Klein Report:

McDonald’s mit neuem Designkonzept

Am Dienstag hat am Zürcher Bahnhofplatz die amerikanische Systemgastronomiekette McDonalds eine erste Filiale der Deutschschweiz mit einem neuen Designkonzept eröffnet. Neu präsentiert sich das Lokal mit grossflächigen Farbfotos von frischem Gemüse und knackigen Früchten und bequemen Sitzgelegenheiten.

Grossflächige Früchte? Symbolisieren die dieses Tütchen mit zweieinhalb Weintrauben, das man kaufen kann?

(Bla bla über Designerstühle gelöscht…)

Wichtigster Satz:

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„Es gibt nichts Mächtigeres auf der Welt als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ (2)

Seit Daniel Gutenberg im letzten März sagte, das Zitat von Victor Hugo: „Es gibt nichts Mächtigeres auf der Welt als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“ stehe „in jedem vierten Businessplan“, muss ich immer schmunzeln, wenn ich es sehe.

Gerade wieder im Impressum von ShortNews :

Bild 1

Unten steht auch das Gründungsdatum von Shortnews (Ex-„Stern-Shortnews“): 6.10.1999. Was wohl „Wir waren die ersten mit user-generated content“ heissen soll, wirkt im Zusammenhang mit dem Zitat irgendwie putzig. Vielleicht haben sie bei der Gründung gedacht: „Es gibt nichts Mächtigeres als eine Idee, deren Zeit hoffentlich in neun Jahren endlich kommen wird“.

Toi toi toi – auch für die „Vision“ natürlich.