Globalisierungsgegner, Ihr langweilt mich

Bin zwar in München, aber bekam gerade aus Zürich dieses Foto gemailt. Es zeigt die Fassade von Ernst & Young an der Badenerstrasse 47 (beim Zweierplatz). Aus meinem Bürofenster schaue ich genau darauf.

IMG 1123

Globalisierungsgegner, Ihr seid ja sowas von unoriginell. Letztes Jahr am Tag vor dem WEF habt Ihr genau dasselbe gemacht, nur von der anderen Seite des Gebäudes. Und es hat etwa vier Monate und endlose Leiterwageneinsätze gedauert, bis es endlich wieder weg war. Ich will nicht mal argumentieren, dass es eh nichts bringt und der Firma wahrscheinlich ziemlich egal ist bis auf 50’000 Franken für die Reinigung, gegen die sie vermutlich noch versichrert sind. Nein, ich find’s einfach stinklangweilig, jedes Jahr denselben Scheiss zu machen; genauso langweilig wie jedes Jahr am 1. Mai die Fenster vom McDonald’s in der Langstrasse einzuwerfen. Denkt Euch doch mal was Cooles aus. Wo man sagt: „Hey. Das war eine lustige Idee, das bringt einige Leute zum Nachdenken über Globalisierung.“ So denke ich nur: Loser.

Und übrigens: Die letztes Jahr konnten etwa doppelt so hoch werfen. Doppel-Loser.

PRO-Swiss-Blog-Awards-Komitee jemand?

Swiss Blog Awards 2006

Mist. Da verpasst man einmal eine Veranstaltung wegen einer doofen Terminkollision, denkt aber, macht nichts, ist ja jährlich, gehe ich halt nächstes Mal – und dann gibt es vielleicht kein nächstes Mal.

Was sich schon irgendwie abzeichnete, nachdem eigentlich die Ausschreibung schon hätte erfolgen müssen oder zumindest bald, um den Mai-Termin zu halten, und nachdem auch mehrere Anfragen von Bloggern, was denn nun werde, ohne klare Antwort blieben, gibt es nun Gewissheit: Das OK trat geschlossen zurück. Nachdem man sich im offiziellen Blog mit einer Begründung nicht aufhält, schreibt Jan bei sich über die persönlichen Hintergründe seiner Entscheidung.

„heute“ schrieb gestern von einem „Eklat“. Na ja. Ein Eklat ist, wenn das OK sich eine Woche vor der Verleihung überwirft, oder wenn es Schlägereien auf offener Bühne gibt, aber wenn ein OK mittem im (Award-)Jahr zurücktritt, ist das nur ein kleinerer Eklat, finde ich. „20 Minuten“ rief mich gestern noch an und fragte, ob das nun ein Zeichen für das „Ende des Blog-Hypes“ sei. Moment, fand ich, hatten wir das nicht schon mal vor vier Wochen nach der Gartner-Studie? (u.a. von Tom kommentiert) Ich war damals schon der Meinung, die Studie ist Quatsch (Sättigung des Handy-Marktes hat man auch zehn Jahre lang prophezeit, und jetzt sind manche Länder bald bei 120%), und bin jetzt sicher, der Rücktritt des OK hat mit den Zukunftsaussichten von Blogs insgesamt nichts zu tun. So steht auch heute bei 20 Minuten nichts im Heft.

Zurück zu den Awards selbst. Ich war wie gesagt am Anlass nicht dabei, daher kann ich nicht beurteilen, wie schlimm das von Jan als negativ wahrgenommene Gieren nach den Preisen war. Erstens: Ist es möglich, einen Wettbewerb zu machen, bei dem es den Teilnehmern egal ist, wer gewinnt?

Zweitens: Ich glaube, man muss sich davon lösen, dass man sich darauf versteift, dass der „richtige“ gewinnen muss. Ist nicht jede Auswahl willkürlich? „Don’t mention the skiing“ hab ich vorher nicht gelesen, und ich lese es auch jetzt nicht, aber dass sie gewonnen hat, habe ich ihr gegönnt, wie ich es jedem anderen auch gegönnt hätte.

Drittens: Ich finde vor allem, man braucht das Event. Irgendein Community-Event für Blogger, an dem man sich einmal im Jahr sieht, ist gut, und bei den meisten solcher Dinge gibt’s nun mal Preise.

Im Kern vergleichbar, wenn auch inzwischen recht gross geworden, ist der Wettbewerb Best of Swiss Web, wo ich seit inzwischen fünf Jahren jedes Jahr dabei bin, und die Award-Night ist einfach ein super Event, das ich nicht missen möchte (der Jury-Tag ist, mit Einschränkungen, auch ganz lustig). Wir Blogger haben zwar im März das BlogCampSwitzerland, aber das ist nicht dasselbe; das soll nicht ein Schweizer Bloggertreffen sein, sondern vor allem ein Wissensaustauch, zu dem auch viele Ausländer kommen sollen (also solche, die auch im Ausland wohnen :-).

Also: Ich finde, die SBAW brauchen eine zweite Chance. Worunter ich noch nicht meine Bewerbung für das OK verstanden haben möchte. Aber vielleicht finden sich ja ein paar Leute, die das genauso sehen; es würde mich freuen. Wenn ich dann irgendwo mithelfen kann, mache ich es gern.

Cola-Dosen in gerader Zahl

Gesehen bei DieWelt.de:

David Beckham, der überschätzte Fußballstar
Er sieht blendend aus, er verdient Millionen und hat eine schillernde Ehefrau – aber sein Fußballspiel wird überschätzt. Real Madrid will den Popstar nicht mehr, darum geht er bald nach Amerika. Ein Blick hinter die Kulissen.

So weit, so langweilig. Unbedingt lesen sollte man dagegen diesen Absatz:

Als einer der Ersten hatte das Englands neuer Nationaltrainer Steve McClaren erkannt, der Beckham nach der WM aus der Mannschaft warf. Vielleicht hatte er [Englands neuer Nationaltrainer Steve McClaren] auch das Interview gelesen, in dem Beckham sein Schweigen über ein psychisches Leiden brach, das ihn unaufhörlich zu absonderlichen Ritualen zwingt. Cola-Dosen müssen bei ihm in gerader Zahl im Kühlschrank stehen. Zeitschriften oder Möbel müssen rechtwinklig, alle anderen Utensilien seines täglichen Lebens paarweise angeordnet sein. Nur so könne er entspannen. Bei derartigen Geständnissen kann es kaum verwundern, dass Beckham bei einem dynamischen Spiel namens Fußball zuletzt derart versagen musste.

Reto kauft sich ein Handy

Selbst Reto Hartinger, der letzte Mobilfunk-Verweigerer in der Schweizer Internetszene, ist umgestimmt (siehe letzte Zeile). Dreimal darf man raten wieso.

Bin gespannt, ob er
– es dann auch mitnimmt, einschaltet, abnimmt, wenn es läutet
– auch die Nummer an Normalsterbliche rausgibt (oder sogar in seinem tel.search-Eintrag posted, wo im Moment gross steht, dass das Familienhandy seiner Frau gehört)

Fehlende Permalinks im Web

Bin (laufend) an einer Präsentation, was Blogs ausmacht. Eine Folie heisst „Blogs sind das bessere Web“ – Aussage: Blogs machen vieles einfach richtig, und zwar by design, also festverdrahtet in der Blogsoftware, was „normale“ Websites eigentlich schon lange hätten machen sollen.

Beispiel: Permalinks, d.h. dauerhafte, eindeutige URLs. Viele Websites stellen immer noch wichtige Inhalte auf die Homepage oder auf eine Seite /news.htm, und wenn jemand sie dann verlinkt oder Google sie indexiert, und jemand anders später diese Seite aufruft, sieht sie ganz anders aus.

Suche dabei laufend nach Beispielen. Heute morgen habe ich wieder eins gefunden:

DELPHInarium 2/2006 – Gratistitel bewegen die Medienlandschaft

Obwohl sie sogar links einen Navigationspunkt dafür haben, haben sie keine Seite eingerichtet, sondern man kann nur die Homepage verlinken.

(Testlink, bitte ignorieren)

Bin (laufend) an einer Präsentation, was Blogs ausmacht. Eine Folie heisst „Blogs sind das bessere Web“ – Aussage: Blogs machen vieles einfach richtig, und zwar by design, also festverdrahtet in der Blogsoftware, was „normale“ Websites eigentlich schon lange hätten machen sollen.

Beispiel: Permalinks, d.h. dauerhafte, eindeutige URLs. Viele Websites stellen immer noch wichtige Inhalte auf die Homepage oder auf eine Seite /news.htm, und wenn jemand sie dann verlinkt oder Google sie indexiert, und jemand anders später diese Seite aufruft, sieht sie ganz anders aus.

Suche dabei laufend nach Beispielen. Heute morgen habe ich wieder eins gefunden:

DELPHInarium 2/2006 – Gratistitel bewegen die Medienlandschaft

Obwohl sie sogar links einen Navigationspunkt dafür haben, haben sie keine Seite eingerichtet, sondern man kann nur die Homepage verlinken.

Familiäre Fotorituale

Sehr cool: Hier hat eine Familie seit 1976 jedes Jahr am 17. Juni Fotos gemacht.

diegotime 1 2006-12-09

(… Rest bei ihnen angucken…)

diegotime 2 2006-12-09

Und schon gibt es Nachahmer, bei denen allerdings offenbar nicht das Ritual zuerst war, deswegen mussten sie die Fotos zusammen suchen. Trotzdem, schöne Idee – wenn man Zeit hätte, sowas mal für seine Eltern zu basteln, sie würden sich sicherlich freuen.

[Hab das via vergessen, sorry, aber hab’s heute morgen in einem Blog eines neuerdings-Kommentators gelesen.]

Gerhard Schröder heute Abend in Zürich

Schröder - Fischer - LafontaineIch gestehe: Ich bin Fan.

Auch nach Regierungschaos direkt nach der Wahl, und das nicht nur nach der ersten, sondern gleich nochmal nach der zweiten, auch nach zu langer Politik der ruhigen Hand in der ersten Legislatur, auch nach einer sehr durchsichtigen Kampagne gegen den aufrechten Paul Kirchhoff, auch nach dem unsäglichen Auftritt in der Parteipräsidentenrunde am 18. September 2005 (wo wenigstens einmal Fernsehpolitikgeschichte geschrieben wurde, als ich live davorsass, nachdem ich schon beim Mauerfall 1989 keinen Fernseher hatte).

Nach all diesen Ereignissen bin ich trotzdem noch Fan. Er ist so viel angefeindet worden für seine Art, aber ich bin immer noch sicher, da ist einer, der zwar ehrgeizig ist und sagt, was er will, was ja schon vielen Leuten sauer aufstösst, aber der bei allem Willen zur Macht auch inhaltlich eigentlich immer nur das Richtige machen wollte. Das ist halt nicht so einfach in Deutschland – was ja inzwischen auch andere erfahren durften, die dachten, „Durchregieren“, das werde super.

Und dass so einer Kanzler wird, der Sohn einer Kriegerwitwe und Putzfrau, und der Einser-Jurist Stoiber halt nicht, das zeigt, dass man eben auch im entscheidenden Moment ja sagen und durchziehen muss, wo andere kneifen. Ich habe nur zweimal in meinem Leben SPD gewählt, und beide Male war es nur seinetwegen.

Dass er nur 17.3 km von meinem Heimatdorf entfernt geboren wurde, spielt dabei nicht so eine Rolle, denn er fühlt sich ja als Hannoveraner. Ist aber trotzdem sympathisch.
EntscheidungenLeider habe ich, als Auslanddeutscher, all seine Wahlkampfauftritte verpasst. Wäre ich besser organisiert, hätte ich wenigstens mal nach Konstanz oder Freiburg fahren können. Zu spät. Heute Abend gibt es nun endlich die Gelegenheit, und das auch noch nur 200 m Luftlinie von meinem Büro entfernt. Er liest für meine Hausbuchhandlung „Buchhandlung am Helvetiaplatz“ im „Volkshaus“ (für Nicht-Zürcher: das ist die linke Ecke von Zürich; auf dem Helvetiaplatz, an dem Zeix lange ansässig war, versammelt sich jede anständige linke oder linksähnliche Kundgebung, vom 1. Mai bis zum Christopher Street Day), und das Volkshaus, wie der Name schon sagt, das ist halt nebenan, und wenn die Linken sich keine Bühne leisten können, dann drehen sie sich einfach um 90° und predigen von der Kanzel des Volkshauses, was die sogar auf ihrer Homepage zeigen. Wobei auch die Linken natürlich mir irgendwas Geld verdienen müssen (eine Parallele zu Bloggern übrigens), und daher treten im Volkshaus auch regelmässig die Männerstripper „Chippendales“ auf.

Schon die Eintrittskarten, von einem Abreissblock mit dünnstem Papier, sehen aus, als stammten sie aus dem vorletzten Jahrhundert und strömen etwas heimelig Linkes aus.

Ich bin gespannt. Auch ob ich dank Schröder den penetranten Frank A. Meyer aushalten kann.

Ruf doch mal an, hp Schweiz.

Als Loic Le Meur in seinem Blog verkündete, er habe die Turnschuhmarke gewechselt, rief – wie er sagte – die PR-Abteilung des abservierten Sportartikelherstellers umgehend an, um sich nach den Gründen zu erkundigen.

Quelle: „Jetzt kommen die Wir-Medien“, FAZ, via Ronnie per E-Mail.

Ich spiele seit gestern morgen mit einem MacBook herum. Hallo, hp Schweiz?

Ja, das bin ich, der, der sich drei Jahre hintereinander jeweils im Oktober einen neuen Laptop gekauft hat, weil der alte so verschlissen war. Wollt Ihr mich einfach so ziehen lassen?

Mist, wir haben die Blogwerk-Telefonnummer immer noch nicht in der Fusszeile, das wollte ich schon längst machen. 043 500 21 50.